Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft

für Suchtkranke und Angehörige

Diözesanverband Freiburg e.V.

KreuzbundDiözesanverband Freiburg e.V.

Wikimedia

Bericht: Informationsveranstaltung in Freiburg

Zeit16.7.2018
OrtBürgerhaus Freiburg-Zähringen
ThemaDu hast das Recht glücklich zu sein
BerichtFriedrich Mey, Titsee-Neustadt
BilderGerhard Thomann, Friedrich Mey

In Kooperation zwischen dem Blauen Kreuz, Ortsverein Freiburg, dem Freundeskreis für alkohol­kranke Menschen und der Kreuz­bund­gruppe Titisee-Neustadt fand am 16.07.2018 eine Infor­mations­veran­staltung im Bürgerhaus in Freiburg-Zähringen statt. Diese stand unter dem Leitthema Du hast das Recht glücklich zu sein.

Zu dieser Veran­staltung waren Interessierte, Angehörige und Betroffene sucht­kranker Eltern eingeladen. Im Mittelpunkt stand die besondere Situation der Kinder und Jugendlichen sucht­kranker Eltern.

Als Referentin konnte die Diplom-Sozialpädagogin Ingrid Arenz-Greiving aus Münster gewonnen werden. Sie ist Leiterin eines Instituts für angewandte Suchtforschung und Evaluation und hat mannigfaltige Publikationen über das Leitthema veröffentlicht [1].

Der Veranstalter konnte im dem vollbesetzten Bürgerhaus neben Interessierten auch fachlich versiertes Publikum aus den unter­schied­lichsten Einrichtungen der Suchthilfe begrüßen.

Um neben der theoretischen Betrachtungsweise auch die tatsächlichen Situationen zu vermitteln, wurde der Film Flaschenkinder – Wenn Eltern trinken[2] vorgeführt.

Anhand von drei Fallbeispielen schildert der Film, wie die körperlichen und seelischen Verletzungen zu einer Zerrissenheit der Gefühle führen: Angst und Ablehnung korrespondieren mit Liebe und Loyalität. Persönlich­keits­störungen sind oftmals die Folge und viele Kinder greifen später selbst zur Flasche.

Dieser Film macht deutlich, dass die Probleme der Kinder von Alkoholikern längst nicht beendet sind, wenn der Alkoholiker mit dem Trinken aufhört oder die Kinder aus anderen Gründen nicht mehr direkt konfrontiert sind. Die massiven seelischen Beeinträchtigungen sind auch dann nicht behoben, wenn die Kinder erwachsen geworden sind. Die meisten Betroffenen merken erst im Alter von ca. 30 Jahren, dass mit ihrer Persönlichkeit etwas nicht stimmt.

In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Betroffenen, Angehörigen und Elternteilen sind die persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse geschildert worden. Hierbei ist insbesondere verdeutlicht worden, dass die Verletzungen, welche die Kinder und Jugendlichen erfahren, sehr tief gehen und fast niemals verheilen.

Im Anschluss an den öffentlichen Teil der Veran­staltung ist die Eröffnung des „Markts der Möglichkeiten“ erfolgt. An Marktständen ist von den unter­schied­lichsten Institutionen der Suchthilfe informiert worden. Hier bestand die Gelegenheit mit Betroffenen, die sich in Selbst­hilfe­gruppen engagieren, ins Gespräch zu kommen und mehr über die Angebote der Beratungsstellen für Suchtkranke zu erfahren.

Der erfolgreichen Veran­staltung ist eine längere Planungsphase voran­gegangen. Hierbei sind die ehren­amtlich Tätigen durch hauptamtliche Kräfte unterstützt und beraten worden. Die Veranstalter haben sich bei den Beteiligten für deren Engagement bei der Vorbereitung und Durchführung bedankt. Namentlich erwähnt wurden insbesondere Natalia Albrecht, kommunale Suchtbeauftragte des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald, Bernarda Deufel vom Selbst­hilfe­büro Freiburg / Breisgau- Hochschwarzwald Schwarzwald und Tilo Sichler von der AOK Baden-Württemberg.

Auch für das kommende Jahr bestehen bereits Ideen und Überlegungen für eine ähnliche Art einer solchen Veran­staltung.

Ingrid Arenz-Greiving
Ingrid Arenz-Greiving
In Deutschland leben 18,8 Millionen Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren.

Insgesamt fünf bis sechs Millionen von ihnen haben mindestens einen alkoholabhängigen Elternteil, in ca. jeder zwanzigsten Familie sind beide Elternteile alkoholabhängig.

Kinder sucht­kranker Eltern haben ein bis zu sechsfach erhöhtes Risiko, selbst eine Abhängig­keits­erkrankung zu entwickeln.

Jedes Jahr kommen zwischen 3.000 und 4.000 Kinder mit schwersten Behinderungen durch den Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft zur Welt.

Schätzungen zufolge haben weitere zwei bis drei Millionen Kinder mindestens einen Elternteil, der psychisch erkrankt ist und an Depressionen, Psychosen oder Persönlich­keits­störungen leidet.

Quelle: [3]

Literatur

[1] Homepage Ingrid Arenz-Greiving

[2] Flaschenkinder - Wenn Eltern trinken, im Auftrag des ZDF, Reihe 37 Grad, 1997, 30 Min

[3] Ingrid Arenz-Greiving: Eltern-Kind-Beziehungen im Spannungsfeld zwischen Jugend- und Suchthilfe

Weblinks

NACOA Deutschland - Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e.V.

Bundes­gesundheits­ministerium – Kinder aus sucht­belasteten Familien (2017)

Bundesgesundheisministerium – Präventionskonzept für Kinder aus sucht­belasteten Familien (2008)

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. – Kinder aus Suchtfamilien