Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft

für Suchtkranke und Angehörige

Diözesanverband Freiburg e.V.

KreuzbundDiözesanverband Freiburg e.V.

Hubert Grimming, Oberkirch

Bericht: Allgemeines Seminar II 2025

Zeit25.–27.7.
OrtSchön­statt­zentrum Marienfried
ThemaVom Ver-trauen-können
ReferentinMarianne Holthaus, Kreuzbund Bundesverband
BerichtFriedrich Mey
BilderFriedrich Mey

Mit dem gemeinsamen Nachtessen am Freitagabend ist das Seminarwochenende eingeläutet worden.

Nach der allgemeinen Begrüßung und Benennung einiger organisatorischer Rahmen­bedingungen für das Wochenende, haben sich die Teil­nehmenden einander mit ihren Wünschen und Vorstellungen für das Seminarwochenende vorgestellt. Die Referentin hat die Thematik „Vertrauen“ zunächst anhand von Skalierungsfragen eingeführt: Die Teil­nehmenden haben sich entsprechend ihrer persönlichen Einstellung zu verschiedenen Aussagen rund um das Thema „Vertrauen“ positioniert.

Im Rahmen einer Klein­gruppen­arbeit wurden die Teil­nehmenden eingeladen, einerseits Assoziationen zu dem Wort „Vertrauen“ zu generieren und andererseits sprachliche Anleihen oder Sprüche, in denen „Vertrauen“ vorkommt zu finden.

Die Arbeits­ergebnisse wurden im Plenum vorgestellt:

Sprachliche Anleihen oder Sprüche in denen „Vertrauen“ vorkommt:

  • Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
  • Selbstkontrolle
  • Selbstvertrauen
  • Urvertrauen
  • Gottvertrauen
  • Vertrauensverlust
  • Misstrauen
  • Vertrauensvorschuss
  • Vertrauensbeweis
  • Vertrauen ist wie ein Radiergummi, jeder Fehler verringert das Vertrauen
  • Assoziationen zum Wort „Vertrauen“:

  • V: Verbundenheit
  • E: Empathie
  • R: Rücksicht
  • T: Treue
  • R: Risikobereitschaft
  • A: Annahme
  • U: Umarmung
  • E: Eins (Einigkeit)
  • N: Nähe
  • Im weiteren Verlauf notieren die Teil­nehmenden auf Moderationskarten, was ihnen persönlich zu dem Begriff „Vertrauen“ einfällt. Die Arbeits­ergebnisse wurden anhand verschiedener Kategorien im Plenum vorgestellt:

    Vertrauen zu sich selbst:

  • Ehrlichkeit
  • Verlust an Selbstvertrauen
  • Selbstvertrauen
  • ich kann mich auf mich verlassen
  • das schaffe ich
  • Vertrauen zu/m anderen:

  • Kameradschaft
  • offener Umgang miteinander
  • ehrliche Kommuni­kation
  • Freundschaft
  • Abgrenzung
  • verletzt werden
  • dauert bis es entsteht
  • auch bei Menschen, denen ich vertraue, ist Misstrauen da
  • Vertrauen in Situationen / Kontexte:

  • Vertrauen, das aber so kommt, wie es gut für jeden Beteiligten ist
  • Grundvertrauen, dass alles (wieder) gut wird:

  • vertrauen, getragen zu werden
  • Gott / Glaube
  • Sonstiges:

  • Misstrauen
  • Gewinn
  • Verlust
  • Der Samstagvormittag wird zunächst dazu genutzt, das Seminar­thema theoretisch zu aufzugreifen.

    Das Vertrauen resultiert aus den bisherigen, indi­viduellen Erlebnissen. Vertraue ich jemanden, erfolgt der Verzicht auf die eigene Kontrolle. Vertrauen ist u.a. die Basis für Zuversicht. Vier Säulen stellt das Fundament für „Vertrauen“ dar. Die sortierten Ergebnisse unter den Schlagworten (Säulen) der Einzelarbeit vom Vorabend bilden die Grundlage.

    Für die Entwicklung und den Erhalt eines gesunden Selbstvertrauens ist es wichtig, dass unser Grundbedürfnis nach Sicherheit, Beziehung und Autonomie in der Kindheit geachtet und gefördert wird und wir als Erwachsene hinsichtlich dieser Bedürfnisse selbst gut für uns sorgen.

    Die Teil­nehmenden arbeiten im Verlauf des Vormittags zu folgenden Fragen:

  • Frage 1: Wo konnte / kann ich mir selbst vertrauen?
  • Frage 2: Gibt es besondere Situationen, in denen ich anderen vertrauen konnte bzw. kannst?
  • Die persönlichen Erfahrungen dazu werden zunächst in Kleingruppen besprochen und anschließend im Plenum zusammengetragen. Eine Aussage bezieht sich darauf, es hat Jahre gedauert, dass ich ohne Suchtmittel Selbstvertrauen entwickelt habe. Sofern die Eltern regelmäßig als Bezugspersonen nicht zur Verfügung standen, haben andere Persönlichkeiten (Lehrer, Pflegeeltern, Nonnen) diese Funktion übernommen. Als eine Art von Zwischenresümee ist festzuhalten, jeder hat die Erfahrung gemacht, wo er angenommen wurde. Die an dieser Stelle formulierten und wiedergegebenen Antworten erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.

    Der Nachmittag beginnt mit einer Vertrauensübung. Die Teil­nehmenden bewegen sich paarweise durch den Raum, eine Person hält die Augen geschlossen, die andere übernimmt die Führung. Nach einem Rollenwechsel werden die Erfahrungen dazu ausgetauscht.

    In einer weiteren Klein­gruppen­arbeit beschäftigen sich die Teil­nehmenden mit ergänzenden Frage­stellungen:

  • Fällt dir eine Situation in deinem Leben ein, in denen es sich als richtig erwiesen hat zu misstrauen? Gibt es eine wichtige Erkenntnis für dich dazu?
  • Wie kann ich / Wie kann man die persönliche Vertrauensbereitschaft und -fähigkeit stärken?
  • Die Arbeits­ergebnisse werden auch in diesem Fall im Plenum vorgestellt:

    Hier ist das Ergebnis zur Frage nach der Stärkung der Vertrauensfähigkeit:

  • Einstellungen / Haltungen überprüfen
  • Bewertung, was dazu geführt hat
  • Humor
  • Verzeihen können
  • Sammeln guter Erfahrungen
  • Dinge tun, die Freude machen und Entspannung bringen
  • am Selbstwert arbeiten, Selbstakzeptanz hinsichtlich eigener Grenzen und Bedürfnisse
  • Komplimente annehmen lernen und machen
  • so tun als ob
  • Kritik prüfen und nicht persönlich nehmen
  • an eigener Zufriedenheit arbeiten
  • Dankbarkeit üben
  • Positive Werteorientierung
  • Und vieles mehr ….
  • Das obligatorische Eisessen am Abend in Oberkirch bildet den Abschluss der offiziellen Aktivitäten an diesem Seminartag.

    Am Sonntagvormittag werden zunächst gesell­schaftliche Aspekte zum Thema „Vertrauen“ diskutiert. In demokratischen Regierungsformen ist das „allgemeine Vertrauen“ stärker ausgeprägt als in diktatorischen Systemen mit Korruption und anderen negativen Erscheinungen. Vertrauen ist das Fundament einer komplexen Gesell­schaft. „Ohne Vertrauen können wir einpacken“ hatte z.B. Angela Merkel (Bundeskanzlerin von 2005 – 2021) in einer Pressekonferenz während der Pandemie gesagt. Im Verlaufe einer weiteren Klein­gruppen­arbeit arbeiten die Teil­nehmenden zu drei unter­schied­lichen Themenkomplexen:

    Was hat dazu beigetragen, dass ich zur Selbsthilfe gefunden habe und geblieben bin? Gibt es genügend Bereiche, in denen ich mich tatkräftig und selbstwirksam erlebe? Wie gehe ich damit um, wenn ein Vorhaben scheitert?

    Die von der Referentin erstellte PowerPoint-Präsentation bildet die Grundlage der Seminareinheit. Im Kontext des Berichts erfolgt im Wesentlichen keine Widergabe der dortigen Formulierungen.

    Am Ende des Seminars erfolgt ein Resümee der thematisierten Aspekte. Die Teil­nehmenden fassen zusammen, was sie individuell aus dem Seminarwochenende mitnehmen.