Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft

für Suchtkranke und Angehörige

Diözesanverband Freiburg e.V.

KreuzbundDiözesanverband Freiburg e.V.

Bericht: Gruppen­leitungs-Arbeits­tagung I 2025

Zeit25.–27.4.
OrtBildungshaus St. Bernhard
ThemaIst Cannabis jetzt wirklich Brokkoli ?
ReferentMarco Chiriatti, AGJ-Freiburg
BerichtFriedrich Mey

Die vom Referenten erstellte PowerPoint-Präsentation bildete die Grundlage der Seminareinheit. Deren Inhalte werden an dieser Stelle nicht wiedergegeben. Insofern wird im Wesentlichen auf die dortigen Ausführungen Bezug genommen.

Nach der allgemeinen Begrüßung war dem Referenten daran gelegen, eine Analyse der Gruppe der Teil­nehmenden zu erhalten (soziometrische Überprüfung). Hierfür werden Frage­stellungen formuliert, die u. a. zunächst die Anzahl an Jahren der Zugehörigkeit zum Kreuzbund betreffen. Eine weitere Frage­stellung bezieht sich auf die Anzahl der Kinder. Eine Aufstellung in alphabetischer Reihenfolge nach dem Anfangsbuchstaben des Vornamens wird vorgenommen.

Seit April 2024 ist der Besitz und Konsum von Cannabis durch Schaffung der gesetzlichen Rahmen­bedingungen unter restriktiven Vorgaben legalisiert worden. Bei einer Pressekonferenz im Juli 2020 hatte Daniela Ludwig (CSU 2020), die frühere Drogenbeauftragte der Bundesregierung, auf eine entsprechende Frage­stellung sich dahingehend geäußert: „nur weil Alkohol unbestritten nicht gefährlich ist, ist Cannabis kein Brokkoli!“. Die Pressekonferenz wird in Form einer Videosequenz publiziert.

Der Besitz und Konsum von Cannabis war bis zur Änderung der gesetzlichen Rahmen­bedingungen insgesamt strafbar (Strafgesetzbuch - StGB). Mittlerweile gibt es, die Eignung zur Teilnahme am öffentlichen Verkehr betreffend, verbindliche Obergrenzen für den Konsum von Cannabis. Bei zweimaligem Auffallen in der Öffentlichkeit sind Konsequenzen für die Fahrerlaubnis die Folge. Im Kontext von harten Drogen (Heroin, Kokain u. ä.) führt das erste Auffallen schon bereits zu Restriktionen. Durch die zuständige Verkehrsbehörde wird die Fahreignung angezweifelt. Im Rahmen einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) ist die Frage­stellung zu klären, ob bei dem Probanden eine Opiatabhängigkeit besteht und somit das sichere Führen eines Fahrzeugs im Straßenverkehr nicht gewährleistet ist. Durch die Führerscheinstellen der Landkreise sind anfangs unter­schied­liche Handlungsweisen erfolgt. Durch die verbindliche Vorgabe des Grenzwerts (bei Konsum von Cannabis) erfolgt nunmehr eine durchgängig vereinheitlichte Verwaltungspraxis.

Im Rahmen der Teillegalisierung ist der Anbau von Cannabis durch hierzu autorisierte Vereine statthaft. Die Abgabe erfolgt ausschließlich an die Mitglieder in monetär neutraler Form.

Zwischen Cannabis und Alkohol entsteht eine Wechselwirkung, wie sie bei Medika­menten (z. B. Antidepressiva) festzustellen. Insofern ist vom Konsum beider Suchtmittel abzuraten (Finger weg!).

Im Rahmen einer Klein­gruppen­arbeit (sechs Gruppierungen) sind Frage­stellungen zu dem Leitthema „Entwicklungsaufgaben Jugendlicher heute“ zu beantworten. Die Arbeits­ergebnisse werden im Auditorium thematisiert:

Gruppe 1: Qualifizieren – Schule, Leistung, Zukunftsangst:

  • Welche Anforderungen erleben Jugendliche in Schule und Ausbildung?
    Antwort: Leistungsdruck, Cybermobbing, Qual der Wahl der Ausbildung;
  • Welche Rolle spielen Leistungsdruck, Vergleiche und Versagensängste?
    Antwort: durch Medien vermitteltes Idealbild, erfolgreich, auf guter monetärer Basis;
  • Was brauchen Jugendliche, um sich fachlich und psychisch gut zu entwickeln?
    Antwort: Realitätsabgleich, Selbständigkeit, digitale Kompetenz, Medienkompetenz, Zugehörigkeit zu Vereinen;
  • Gruppe 2: Binden – Beziehungen und emotionale Sicherheit:

  • Wie knüpfen Jugendliche heute Freundschaften und Partner­schaften?
    Antwort: Social-Media, Kinder, Ausbildung, Freizeitgestaltung;
  • Was bedeutet Nähe in Zeiten von Social-Media?
    Antwort: Kontakte laufen in digitaler Form ab;
  • Wie erleben sie emotionale Sicherheit – und wo fehlt sie?
    Antwort: in der Regel im Elternhaus, lernen innerhalb von Grenzen (emotionale Sicherheit), Selbständigkeit, intaktes Elternhaus, Fehlen bei desaströsen Familien­verhält­nissen;
  • Gruppe 3: Konsumieren – Freizeit, Medien, Gruppenzugehörigkeit:

  • Wie wichtig sind Style, Technik, TikTok und Co.?
    Antwort: bei einem Ranking von Stufe 1 – 10 (Stufe 10), Zugehörigkeit zu einer Gruppe, welche eine Rolle spielt;
  • Welche Rolle spielt Konsumverhalten für Identität und Zugehörigkeit?
    Antwort: Gruppenhierarchie, Gruppenzwang;
  • Wo liegt die Grenze zwischen „normal“ und riskant?
    Antwort: Grenzen sind fließend, riskant, wenn man sich u.a. Schaden zufügt;
  • Gruppe 4: Partizipieren – Werte, Mitbestimmung, Orientierung:

  • Wie setzen sich Jugendliche heute mit Gesell­schaft und Politik auseinander?
    Antwort: im ländlichen Raum – Jugendliche engagieren sich in Vereinen – Meinungsbildung, in der Stadt – Jugendgemeinderat – Nutzung Wahl-O-Mat;
  • Wo erfahren sie Mitbestimmung – und wo nicht?
    Antwort: Mitbestimmung in der Schule, in Vereinen, Wahlen;
  • Welche Werte erleben sie als wichtig – welche als widersprüchlich?
    Antwort: Familie, Besitztümer (Sachwerte);
  • Gruppe 5: Selbstreflexion und mentale Gesundheit:

  • Wie gehen Jugendliche mit Druck, Krisen und psychischen Belastungen um?
    Antwort: Rückzug in virtuelle Welt, allein sein wollen, Druck ist zu groß – Konfrontation;
  • Was fördert Selbstwert, Resilienz und gesunde Grenzen?
  • Wie kann man Jugendliche frühzeitig stärken?
    Antwort (gemeinsam): Vermittlung von Selbstvertrauen, Talente stärken, Struktur geben, Rollenglisches erkennen und vermeiden, Alternativen anbieten, Gefahren aufzeigen, Gesundheit kann angegriffen werden, Vertrauen stärken, keine Überforderung, mit Jugendlichen gemeinsam Ziele formulieren, Vorbildfunktion;
  • Gruppe 6: Zukunft gestalten in einer unsicheren Welt:

  • Wie erleben Jugendliche Klima, Krieg, KI, und globale Krisen:
    Antwort: absolute Überforderung, zu viele Baustellen, viele Ängste, keine Lösungskompetenz;
  • Was macht Hoffnung – was überfordert?
    Antwort: Freundschaft begründet Hoffnung, früh sich politisch engagieren, in politische Parteien eintreten;
  • Welche Haltung und Kompetenzen brauchen sie für eine unsichere Zukunft?
    Antwort: frühe kritische politische Meinung, kritischer Umgang mit Social-Media und KI, grundsätzliche kritische Haltung.
  • Jugendliche sind aktive Gestalter ihrer Entwicklung, Ziel: „eigenes Selbstbild mit Erwartungen der Gesell­schaft in Einklang bringen“, Schlüsselbegriff: „produktive Realitätsverarbeitung“, Spannungsfeld: „Selbstverwirklichung vs. Soziale Anpassung“. Gelingt dies nicht, besteht das Risiko für problematische Verhaltens­weisen (z.B. Drogenkonsum).[1]

    Im Rahmen einer weiteren Klein­gruppen­arbeit (sechs Gruppierungen) sind Frage­stellungen zu dem Leitthema „Reflexion meiner Jugendzeit“ zu beantworten. Die Arbeits­ergebnisse werden ebenso im Auditorium thematisiert:

    Gruppe 1: Meine Jugend damals - ein Blick zurück:

  • Wie sah meine Jugend aus?
    Antwort: anders als heute;
  • Welche Lebensumstände haben mich geprägt?
    Antwort: andere Lebensumstände, Großfamilie;
  • Welche Werte waren mir wichtig?
    Antwort: Frei­heitsgefühl, Clique, Kameradschaft;
  • Welche Konflikte und Freiräume habe ich erlebt?
    Antwort: mit den Eltern Freiheiten ausloten, Rivalitäten;
  • Was war damals anders als heute?
    Antwort: Widerrede, keine Medien, weniger Wohlstand, Vereinsleben;
  • Gruppe 2: Was hat uns damals beschäftigt?

  • Welche Themen, Ängste oder Wünsche waren in meiner Jugend zentral?
    Antwort: Ereignisse aus verschiedenen Epochen, Mauerfall, RAF;
  • Was war mir besonders wichtig (z.B. Anerkennung, Freiheit, Zugehörigkeit)?
    Antwort: Freunde, Cliquenbildung, Urlaub;
  • Welche gesell­schaftlichen oder familiären Themen waren für mich relevant?
    Antwort: (siehe Beantwortung von Frage 1);
  • Gab es Druck, mitzumachen oder sich abzugrenzen?
    Antwort: keinen Druck spürbar, Bezugsquelle: Schule;
  • Gruppe 3: Konsum – wann, wie warum?

  • Wann habe ich zum ersten Mal konsumiert – und warum?
    Antwort: Konsum schon als Kinder (Alkohol und Rauchen), Gruppenzwang, Vereinsleben;
  • Gab es ein bestimmtes Einstiegserlebnis?
    Antwort: Liebeskummer, Depression;
  • Welche Motive standen dahinter (z.B. Neugier, Gruppenzwang, Selbstwert)?
    Antwort: Verlust einer Person, Gruppenzwang;
  • Was hätte mir damals helfen können oder gutgetan?
    Antwort: strengeres Elternhaus;
  • Gruppe 4: Heute sehe ich das anders…

  • Was denke ich heute über meine damalige Zeit?
    Antwort: verschiedene Erfahrungen und Sichtweisen;
  • Was würde ich meinem „jugendlichen Ich“ heute sagen?
    Antwort: mach langsam, durch frühen Konsum wird in früherem Alter die Grenze zur Abhängig­keit erreicht;
  • Welche Erfahrungen möchte ich weitergeben – oder bewusst nicht?
    Antwort: Verpflichtung Erfahrungen und Mahnungen weitergeben;
  • Was bedeutet für mich heute Verantwortung gegenüber Jugendlichen?
    Antwort: als Betroffener Erfahrungen weitergeben und informieren;
  • Gruppe 5: Medien damals und heute:

  • Welche Rolle spielten Medien (TV, Musik, Filme) in meiner Jugend?
    Antwort: große Rolle, andere Technik, Zugehörigkeitsgefühl, Gruppengefühl, Event (Kino);
  • Wie hat sich mein Medienverhalten verändert?
    Antwort: mehr Konsum (größeres Angebot, einfachere Technik);
  • Wie gehe ich heute mit Social-Media oder Handygebrauch um?
    Antwort: von wenig bis übermäßiger Konsum, bewusster Umgang (Suchtgefahr); Gewohnheit;
  • Was möchte ich Jugendlichen mitgeben zum Thema Medien?
    Antwort: andere Freizeitgestaltung, Angebote schaffen, Regeln für Verhalten;
  • Gruppe 6: Meine Schutzfaktoren – was hat mir geholfen?

  • Gab es Menschen oder Strukturen, die mir Halt gaben?
    Antwort: Familie, Freunde (Clique), Schule, Verein (Struktur);
  • Was hat mich davor bewahrt, tiefer in Konsum abzurutschen?
    Antwort: als Anlass für Selbstreflexion, negatives Beispiel als Vorbild;
  • Gab es Wendepunkte oder stärkende Erfahrungen?
    Antwort: Änderung der Bezugsperson, kritische Selbstreflexion;
  • Was kann ich anderen aus dieser Erfahrung weitergeben?
    Antwort: genaues Umfeld anschauen und aussuchen, kein Gruppenzwang, frühes Selbst­bewusst­sein;
  • Die im Rahmen des Protokolls wiedergegebenen Antworten aus den beiden Klein­gruppen­arbeiten erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

    Aktuelle Rauschmittel und Trends

  • Alkohol, Cannabis, Nikotin (Vepes / „Snus“);
  • Medikamente, Partydrogen, Internetdrogen;
  • Lachgas (frühzeitiger Einstieg);
  • Opiate, Mischkonsum.
  • Die stoffgebundenen Suchtmittel werden vorgestellt. Über Zahlen und Fakten, Cannabis betreffend, wird informiert und die gesetzlichen Rahmen­bedingungen näher erläutert. Die Medienabhängigkeit entwickelt sich als neues Suchtpotential.



    Fußnoten

    1. Quelle: Hürrlemann, K (2018), Lebensphase Jugend, Beltz Verlag