Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft

für Suchtkranke und Angehörige

Diözesanverband Freiburg e.V.

KreuzbundDiözesanverband Freiburg e.V.

Bericht: Allgemeines Seminar II 2024

Zeit11.–13.10.2024
OrtBildungshaus St. Bernhard
ThemaSucht und Depression
ReferentinMarianne Holthaus, Suchtreferentin Kreuzbund Bundesverband
BerichtFriedrich Mey

Mit dem gemeinsamen Nachtessen am Freitagabend ist das Seminarwochenende eingeläutet worden. Im Nachgang versammelten sich die Teil­nehmenden im Seminarraum.

Nach der allgemeinen Begrüßung und Benennung einiger organisatorischer Rahmen­bedingungen für das Wochenende, war der Referentin daran gelegen, eine Analyse der Gruppe der Teil­nehmenden zu erhalten. Hierfür werden Frage­stellungen formuliert, die zunächst die Anzahl an Jahren der Zugehörigkeit zum Kreuzbund und die Dauer der Sucht­mittelfreiheit betreffen. Im Rahmen eines Rankings von 01 – 10 sind die Teil­nehmenden gehalten, eine indi­viduelle Platzierung und somit Beantwortung vorzunehmen. Weitere Frage­stellungen beziehen sich auf die Einschätzung der aktuellen persönlichen Situation, und ob bereits Erfahrungen mit Depressionen bestehen. Der Grund für die letztere ergibt sich aus dem Tatbestand, Alkohol und Depression bilden eine Syntax (Reihenfolge der Elemente in einer sprachlichen Aussage).

Im Rahmen einer Klein­gruppen­arbeit sind die Beteiligten gehalten, eine Sammlung von Hoffnungen und Befürchtungen, das Seminarwochenende betreffend, vorzunehmen. Die Arbeits­ergebnisse, welche sich teilweise überdecken, werden im Plenum vorgestellt.

Der Samstagvormittag wird zunächst dazu genutzt, das Seminar­thema einer theoretischen Betrachtungsweise mit Daten und Fakten zu unterziehen.

Depressionen können zusammen mit einer Sucht­erkrankung auftreten, entweder bevor sich eine Sucht­erkrankung entwickelt oder im Verlaufe der Sucht­erkrankung. Wenn jemand versucht, die Symptome einer Depression mit Alkohol oder anderen Sucht­mitteln zu mildern, kann trotz möglicher kurzfristiger Entlastung von den Symptomen, ein Teufelskreis entstehen, bei dem sich Depressionen und Sucht gegenseitig verstärken.

Vom Vorliegen einer Depression ist dann auszugehen, wenn neben der gedrückten Stimmung ein dauerhaftes, tiefes Erschöpfungsgefühl und das völlige Fehlen von Freude und Interesse an der Welt vorliegt. Fast immer bestehen hartnäckige Schlafstörungen und ein verminderter Appetit, der oft mit Gewichtsverlust einhergeht.

Im Kontext einer Klein­gruppen­arbeit sollen Ideen und Hilfsmittel zu der Frage­stellung benannt werden, wie können wir als Gruppe mit Menschen umgehen, die zu Depressionen neigen und was können hilfreiche „Strategien“ sein. Die Arbeits­ergebnisse werden wiederum im Plenum vorgestellt. Sie sind teilweise als deckungsgleich einzustufen.

Ideen, Hilfsmittel, Strategien:

  • frische Luft, spazieren gehen
  • Gartenarbeit
  • Sport
  • Gespräch mit Freunden (mit Hinter­grundwissen)
  • soziales Netzwerk
  • kreatives Arbeiten (malen, basteln, etc.)
  • strukturierter Alltag
  • Haustier (Hund)
  • Hobby
  • Wald gehen
  • Erfahrungen nutzen
  • Symptome erkennen
  • Freizeitaktivitäten
  • Depressionshotline anrufen
  • Sauna
  • Wohnung ausmisten, gründlich saubermachen
  • negative Gefühle wahrnehmen und annehmen
  • Lachyoga
  • Situation so annehmen, wie sie ist

Die weitere Klein­gruppen­arbeit hat sich mit den Frage­stellungen zu befassen, wie würde „Depression“ als eine menschliche Skulptur aussehen und welche Maßnahmen zur Vorbeugung innerhalb der Gruppe gibt es. Durch eine jeweilige fotographische Darstellung werden die menschlichen Skulpturen festgehalten. Aufgrund der Ideensammlung ergeben sich verschiedene Lösungsansätze.

Maßnahmen zur Vorbeugung:

  • Hilfestellungen sollten nachhaltig sein;

  • der Person Grenzen setzen, damit sie innerhalb der Gruppe keinen zu großen „Raum“ einnimmt;

  • fachliche Hilfe anbieten (Adressen, Begleitung anbieten);

  • begrenzte Redezeit einräumen;

  • Gruppenregeln festlegen bzw. müssen befolgt werden;

  • Freizeitangebote unterbreiten;

Für die Gruppen­leitungen sind Strategien und Verhaltens­weisen immanent, um einen homogenen und guten Verlauf des jeweiligen Gruppenmeetings zu gewährleisten.

Zähe Gruppenstimmung:

  • Süßkram in der Mitte (ausnahmsweise);

  • auf Körperhaltung achten (aufrecht, gute Atmung);

  • ressourcenorientierte Themenabende (Kraft­quellen);

Hilfreiche Haltungen:

  • Sind unsere Hinweise / Ideen ressourcenorientiert (an Stärken und Möglichkeiten)?

  • Sind unsere Hinweise / Ideen verhaltensorientiert?

  • Sind unsere Hinweise / Ideen zukunftsorientiert?

  • Gibt es Ausnahmen von depressiv getöntem Lebensgefühl?

Am Sonntagvormittag sind die Ursachen für Depressionen einer vertiefenden Betrachtung unterzogen worden. Hierzu gehören u.a. sozioökonomische Faktoren, genetische Dispositionen und neurobiologische Faktoren. Bei schweren Depressionen bzw. bei bestimmten Formen der Depression ist eine Medikation mit Antidepressiva dringend nötig. Medizinisch verordnete Antidepressiva sind keine Suchtmittel und können ein Ausweg, aus dem unerträglichen Zustand sein. Wichtig dabei ist in jedem Fall auch eine begleitende Psychotherapie. Bei leichten und mittelschweren Depressionen ist eine Psychotherapie angezeigt. In der psycho­thera­peutischen Behandlung von Menschen mit einer Depression geht es darum, den Patienten zu entlasten und daran zu arbeiten, das seelische Gleich­gewicht und die persönliche Leistungsfähigkeit wieder zu erlangen.

In der kognitiven Verhaltenstherapie können folgende Fragen zum Einsatz kommen:

Gedankencheck – Wie unterbreche ich negative Denkmuster?

  • Wie fühlst Du Dich, wenn Du / ich diesen Gedanken hat?

  • Entspricht dieser Gedanke der Realität?

  • Hilft Dir / mir dieser Gedanke, mich /Dich so zu fühlen, wie ich / Du es möchte?

  • Hilft der Gedanke die Situation gut zu bewältigen?

  • Entspricht der Gedanke meinen / Deinen Zielen?

  • Macht mich dieser Gedanke zufrieden?

  • Was möchtest Du in dieser Gruppenstunde für Dich tun?

  • Gibt es Ausnahmen wo Du Dich gut fühlst?

  • Was könnten die nächsten kleinen Schritte sein?

Die von der Referentin erstellte PowerPoint-Präsentation bildet die Grundlage der Seminareinheit. Im Kontext des Berichts erfolgt im Wesentlichen keine Widergabe der dortigen Formulierungen.

Am Ende des Seminars erfolgt ein Resümee der thematisierten Aspekte. Die Teil­nehmenden werden gebeten mitzuteilen, was sie individuell aus dem Seminarwochenende mitnehmen.