Freitagabend, der Beginn des Seminars von und mit Wilfried Mohr:
In der stillen Umarmung der zufriedenen Abstinenz liegt eine Freiheit, die sanft die Seele berührt. Es ist, als ob das Herz in einem ruhigen Ozean segelt, weit entfernt von den stürmischen Wellen der Versuchung. Das Glück strahlt in der bewussten Wahl, sich von den Ketten der Abhängigkeit zu befreien, und die Gewissheit, dass das Leben in seiner nüchternen Klarheit erstrahlen kann, ist wie ein warmes Sonnenlicht, das die Dunkelheit vertreibt. Es ist eine Reise, auf der man sich selbst entdeckt und das Leben in all seinen Farben genießt, ohne von der Nebelwand des Exzesses getrübt zu werden. In der zufriedenen Abstinenz liegen die wahre Freiheit und die Quelle eines erfüllten Lebens.
Ein jeder Teilnehmer scheint Sie anderes zu definieren und von anderen, persönlichen Attributen abhängig zu machen. Die Erwartungen und die Beziehung zur Umwelt und Geschehnissen im Leben scheint ebenso subjektiv, wie im Kern auch ähnlich. In diesem Sinne starten wir in das wohlaufregende und spannende Wochenende.
Samstag:
Unser Referent Wilfried Mohr hat folgende Themen für das Seminar zusammengestellt:
Belohnungssystem / Glück / Zufriedenheit / Sinn finden / Abstinenz / Werte und Ziele / Mitgefühl / Glaube nicht alles, was Du denkst / Planst Du noch oder machst Du Dir schon Sorgen? / Kann ich mir beim Denken zusehen und gleichzeitig Paella backen / Schmerz und Leiden / Akzeptanz / Dankbarkeit.
All dies spielt in die zufriedene Abstinenz mit ein. Und natürlich benötigen wir bei diesem Seminar auch Freiraum für Persönliches.
Das Belohnungssystem ist nicht nur funktionsfähig, wenn ich was mache oder was bekomme, sondern es lässt sich auch durch Suchtmittel austricksen.
Häufig glauben wir, wir hätten Probleme gespeichert. Dem ist nicht ganz so - wir haben Lösungen gespeichert wie der Griff zum Suchtmittel - und hier muss jeder daran arbeiten - nach einer für ihn passenden Lösung zu suchen.
Es gibt 3 Arten des Glücks:
- das Zufallsglück
(ist das was man z.B. mit einem Lottogewinn assoziiert – Momente, die man genießt aber nicht lange
Bestand haben)
- das Wohlfühlglück
(das haben wir in der Hand – wir können es aktiv gestalten – hierfür können wir was tun – das kann
Wellness oder ein gutes Gespräch sein)
- das Glück der Fülle
(beinhaltet: ich bejahe das Leben mit allen Teilen – den glücklichen und den unglücklichen – ich sage Ja zu
dem was kommt. Es schützt u.U. auch vor Unglück)
In einer anregenden Diskussion über Glück ist zum Ausdruck gekommen:
- ich habe die Abhängigkeit gebraucht, um zu einem selbstbestimmenden Mensch zu werden
- Manche Menschen laufen am Glück vorbei
- Glück ist auch situationsbedingt
Zufriedenheit ist die stille Verwandte des Glücks. Zufriedenheit heißt auch, dass ich mit Herausforderungen umgehen kann. Man muss jedoch aufpassen, dass es keine satte Zufriedenheit gibt – sprich Gleichgültigkeit bzw. Passivität. Zufriedenheit bedeutet für einige Menschen auch Glück.
Mit der Dankbarkeit wird das Dreigestirn Glück-Zufriedenheit-Dankbarkeit komplett. Dankbarkeit schützt vor der Sehnsucht nach Unerreichbaren, was viele in sich tragen. Es bedeutet aber auch, dass man ein Stück weit abhängig von anderen ist. Wilfried Mohr empfiehlt, täglich 3 Dinge abzurufen, für die man an diesem Tag dankbar ist. Dankbarkeit hat eine gute persönliche Ausstrahlung und ist ein Lebensanker.
Für vieles im Leben gilt die Basis:
- was sehe ich – nur das was ich nicht habe oder das was ich habe
- in welchem Rahmen agiere ich.
Wir haben nur ca. 10 % positive Gedanken – d.h. wir sind eher negativ besetzt.
Es gibt drei Wege zum Sinn finden:
Gestalten: Beruf / Soziales Engagement / Hobbies
Genießen: Natur / Nichtstun / Gemeinschaft
Aushalten: Konflikte / Schicksalsschläge / politische Entscheidung
Wichtig sind folgende Fragen:
„Was bin ich mir wert“
„Wo möchte ich hin“
„Wie möchte ich mit mir umgehen“
„Wie wichtig ist mir meine Gesundheit oder sind Äußerlichkeiten wichtig“
„Schaffen ich es, das „von Außen“ abprellen zu lassen?“
Werte und Ziele:
Werte geben Sinn, sie sind unser innerer Kompass und helfen bei Entscheidungen. Werte zeigen auf, wofür man steht – sie spielen eine große Rolle in unserem Leben.
Leider geht insgesamt gesehen die Wertschätzung zurück und das Anspruchsverhalten steigt.
Jeder sollte sich fragen:
„Wie wichtig ist mir meine Gesundheit oder sind Äußerlichkeiten wichtig?“
„Schaffen ich es, das „von Außen“ abprellen zu lassen?“
Insbesondere in Krisenzeiten benötigen wir extrem unsere Erdung – d.h. unter anderem einen gesunden Egoismus.
Ziele können dauern (müssen manchmal langsam wachsen), Werte sind immer vorhanden
Akzeptanz bedeutet, Dinge, Personen oder Ereignisse so anzunehmen wie sie sind, selbst wenn sie nicht unseren Wünschen und Erwartungen entsprechen. Akzeptanz hat nachweislich positive Auswirkungen auf unser seelisches und körperliches Befinden.
Jeder von uns kennt vermutlich so, oder so ähnlich die folgenden Worte
Gott gib mir die Gelassenheit Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Und jeder wird wohl bei diesen Worten zustimmend und verständnisvoll mit dem Kopf nicken – ich auch. Mir kamen diese Worte in den Sinn als wir am Samstagnachmittag über das Thema Akzeptanz ins Gespräch kamen. In den verschiedenen Beiträgen ging es beispielsweise darum zu akzeptieren, dass es so etwas wie Saufdruck gibt. Das kündigt sich möglicherweise durch zunehmende Unruhe an. Unangenehme Gedanken drängeln sich in meinen Kopf, alte Bilder kommen hoch und wohlbekannte Düfte meine ich wahrzunehmen. Eine innere Auseinandersetzung kommt bei mir in Gang. Jemand meinte: „Es ist gut, wenn man dann seinen Gegner kennt und, ihn benennt und ihn symbolisch vor sich hinstellt und dann sagen kann: „Freundchen, du bringst mich nicht zu Fall.“ Man kämpft dann ja auch nicht gegen Windmühlen sondern akzeptiert, dass man einen Gegner vor Augen hat und verdrängt und verharmlost dadurch weniger. So werde ich besser widerstehen und durchhalten und das ist mit Akzeptanz bedeutend leichter.
Auch bei Rückfallträumen, von denen jemand erzählte ist die Situation nicht viel anders. „Pah, das war doch nur ein Traum!“ Oder vielleicht doch schon ein „trockener Rückfall?“ Auch hier hilft es zu akzeptieren, dass es gefährlich werden kann. Vielleicht ist es eine Warnung oder ein Signal! Auf jeden Fall mal genauer draufschauen. Ist da gerade etwas reif für einen Kick? Kommt bei mir gerade etwas zu kurz? Will ich gerade etwas riskieren? Bin ich vielleicht innerlich doch nicht ganz trocken?
Eigentlich besteht unser Leben ja aus einer Aneinanderreihung unendlich vieler Situationen. Und eine Situation ist eben wie sie ist und das muss ich akzeptieren. Und ich muss auch akzeptieren, dass es mir damit auch schlecht gehen kann.
Es gab da noch eine Situationsbeschreibung zum Thema Akzeptanz, die mich betroffen und fast sprachlos machte, auch mit Blick auf den Eingangstext. Was, wenn sowohl mutig sein, als auch akzeptieren nicht belohnt werden? Wenn, egal wie ich mich entscheide, der Preis hoch, ja sehr hoch ist? „Wenn du nicht funktionierst wie wir uns das vorstellen, musst du damit rechnen, dass du dein Enkelkind nicht mehr sehen kannst.“ Funktioniere ich, dann leide ich (Marionette, Selbstwert im Keller, Kräfte lassen nach, fremdgesteuert, keine Wertschätzung). Funktioniere ich nicht, leide ich ebenso (Einsamkeit, Trauer, Trennung, zerstörte Lebensträume, innere Leere). Was für ein Dilemma! Kann ich in einer solchen Situation gelassen bleiben? Kommt da vielleicht auch die Weisheit an ihre Grenzen? Darauf finde ich keine rechte Antwort.
Eine sehr emotionale Situation, auch für alle in der Runde. Auf die Frage: „Wollen wir eine Pause machen?“ reagierte unser Referent Hr. Mohr mit Zustimmung und meinte: „Wir können jetzt nicht einfach so weitermachen.“
Sonntag:
Die einen ausgeschlafen – die anderen nicht – haben wir uns zum Frühstück eingefunden und es gab gleich munteres Geplauder.
Zum Seminareinstieg wurde das Gruppenbild gemacht, was natürlich immer eine Herausforderung ist.
Danach haben wir uns im Seminarraum eingefunden und nach der obligatorischen Befindlichkeitsrunde wurde das Seminar weitergeführt. Wilfried Mohr hat auf dem weißen Flip-Chart-Blatt einen kleinen schwarzen kleinen Fleck gemacht und die Frage gestellt: „Was seht Ihr?“
Viele haben den bedrohlichen schwarzen Punkt gesehen und das weiße Blatt außer Acht gelassen. Und genauso ist es oftmals im Leben. Warum ist das so?
Wenn was Neues kommt oder es schwierig wird fokussiert man sich auf Negatives oder Bedrohliches, statt sich auf das freundliche weiße Blatt bzw. Lösungen zu konzentrieren.
Deshalb ist es wichtig sich immer wieder zu verdeutlichen: Ich bin mehr als der schwarze Punkt – ich habe die Möglichkeit auf eine Vielfalt des schönen Lebens.
Negatives Denken haben wir verinnerlicht. Negativgedanken und Anspruchsdenken machen uns das Leben schwer:
- Alles-oder-nichts-Denken (denken in Extremen) z.B. alles mache ich falsch
- Übertriebene Verallgemeinerungen – statt, ich habe einen oder zwei Fehler gemacht – allles mache ich falsch
- Eingeengte Wahrnehmung – negatives wird durch ein Vergrößerungsglas gesehen – dadurch erscheint alles Positive klein und unbedeutend
- Selbstkritik – sich selbst abwerten (ich kann das sowieso nicht)
- Sich für alles verantwortlich fühlen (sich überfordern, nichts abgeben oder loslassen)
- Aus einer Fliege einen Elefanten machen (kleine Probleme werden plötzlich groß)
- „Gedankenlesen“ - so wie der schaut, denkt der bestimmt über mich …………
- „wahrsagen“ – im voraus sagen, was alles schief gehen wird
- Dinge persönlich nehmen – Sie glauben, dass Sie für ein negatives Ereignis verantwortlich sind, auf das Sie in Wirklichkeit keinerlei Einfluss hatten
- Emotionale Beweisführung – Sie nehmen an, ihre negativen Gefühle spiegeln die Realität wider „Ich fühle es, also muss es wahr sein. Sie fühlen wie Sie denken. Mit der Zeit nimmt die Seele die Farben der Gedanken an
- Wir halten uns oft deshalb für schlechter rals die anderen, weil wir von uns selbst mehr wissen als von den anderen
In einer kleinen Diskussionsrunde wurde deutlich, dass Wut oftmals ein Motor ist, um Veränderungen anzustoßen
Es gibt verschiedenen Kreise für eine zufriedene Abstinenz:
- Kreis der Bedenken, Ängste und Sorgen – hier handelt es sich um Themen, über die wir uns Gedanken machen, aber nicht beeinflussen können (Krieg, Corona, Klimawandel, Gesetze usw).
- Kreis des Einflusses – hier beginnen die Gestaltungsmöglichkeiten – Situationen, in den wir Gestaltungsmöglichkeiten haben, Impulse setzen können (Beziehungen, Nachbarschaft, Familie, Politik, Verein usw.). Themen, die wir beeinflussen, aber nicht entscheiden können.
- Kreis der Kontrolle – Dinge, die wir direkt kontrollieren und beeinflussen können. Eigenes Verhalten und unser direktes Umfeld. Was wir sagen, denken, tun.
Es ist wichtig, dass jeder für sich und seine Situation eine Sinnhafte Abstinenz findet, denn die Herausforderungen bleiben ein Leben lang.
Zum Abschluss des Seminars gab es insbesondere dieses Feedback:
Herrliches Wetter und laue Sommerabende – tolle Gespräche – man hört immer wieder was Neues – bekommt Tipps und Hinweise - negative Gefühle bekommen weniger Raum und die Wahrnehmung für Positives wird mehr geöffnet – wie immer tolles Essen – einer der tollsten Referenten
Und dann kam noch ein Highlight: Ricki mit seinem Betreuer Wilfried hat uns besucht.
Mit Witz und Humor aber auch Nachdenklichem hat er uns aus diesem Seminar verabschiedet.
Vielen Dank an Wilfried Mohr für diese geniale Einlage.
Somit verblieb der Seminarleiterin Maritta Heilig die abschließende Aufgabe, sich ganz herzlich beim Referenten Wilfried Mohr zu bedanken. Er hat es wie so oft verstanden, die Seminarteilnehmer in seinen Bann zu ziehen und ihnen neue Wege und Schritte zu einem glücklichen, zufriedenen und abstinenten Leben aufzuzeigen.