Ziele
Durch veränderte Konsummuster, verkürzte Therapiezeiten und sich wandelnde Therapieinhalte kommen fortlaufend neue Anforderungen auf die Gruppen und damit in erster Linie auf die GruppenleiterInnen zu. Um diesen zum Wohle und zur Effizienz der Suchtselbsthilfe und damit der Selbsthilfegruppen begegnen zu können ist eine erweiterte Aus-, Fort- und Weiterbildung der GruppenleiterInnen unumgänglich. Diese Bildungsmaßnahmen übersteigen die Möglichkeiten einer einzelnen Gruppe bei weitem. Die Anwendung, über die Kreuzbund Diözesan- und Landesverbände, von bundeseinheitlichen Mindeststandards ergibt in gleichem Maße einen unterstützenden, qualitätssichernden und den kostengünstigsten Effekt.
Beschreibung
Die Gruppenarbeit bildet das Fundament des Kreuzbundes. Sie bietet Suchtkranken und Angehörigen Möglichkeiten der Bewältigung der Sucht und ihrer Auswirkungen. Eine qualifizierte Selbsthilfe ist ein wesentlicher Baustein der Rehabilitation und sie unterstützt die berufliche Wiedereingliederung. Sie trägt darüber hinaus zur Persönlichkeitsbildung bei. Die GruppenleiterInnen haben dabei eine herausgehobene Funktion. Sie tragen wesentlich zum Gelingen der Gruppenarbeit bei. Bei dieser verantwortungsvollen Aufgabe brauchen GruppenleiterInnen Unterstützung, um sie für sich und andere zufriedenstellend leisten zu können. Die nachfolgend beschriebene Ausbildung stellt hier eine zukunftsweisende Optimierung dar.
Seminar
Der Akzeptanz- und Commitment-Ansatz
(Hayes et al.,
Ausgehend von den richtungsweisenden Wertvorstellungen einer Person sollen psychische Flexibilität und Gesundheit (das gute Leben,
vergleiche Ackermann & Romanczuk-Seiferth
Dies beinhaltet insbesondere, mit Klienten zu klären, welche Themen, Beziehungen und Aktivitäten für die persönliche Lebensführung handlungsleitend sein sollen, und diese engagiert verfolgen zu können, auch wenn belastende Gedanken und Gefühle auftauchen und zunächst als Hürden erlebt werden.
Das ACT-Prozessmodel (Hexaflex) umfasst sechs grundlegende Kernaspekte eigenen Erlebens und Verhaltens: Akzeptanz, Fusion, Gegenwärtigkeit, Selbsterleben, Werte und engagiertes Handeln.
Damit ist es möglich, Abhängigkeitsverhalten und andere Beeinträchtigungen des Erlebens und Verhaltens prozessual ganzheitlich zu erfassen.
Diese Prozesse wahrzunehmen, hilft uns, Erleben und Verhalten so zu verändern, dass es wir uns auf das hinbewegen, was uns von Herzen wichtig ist.
Mit der ACT-Matrix (Polk et al. ACT für die Westentasche
oder als ACT – klinisch kompakt
bezeichnet werden kann.
Die Matrix dient dabei gewissermaßen als visuelles Navigationssystem für eigenes Erleben und Verhalten, das eingeübt und automatisiert werden kann.
Im Seminar werden wir die 6 ACT-Kernprozesse und die ACT-Matrix kennenlernen. Dabei soll auch dargestellt werden, wie die Matrix in Gruppen dargestellt und eingeübt werden kann.
Wirksamkeitsnachweise
Es liegen aktuell drei Metanalysen zu ACT in der Behandlung von Abhängigkeitsstörungen
vor. Fasst man diese Metanalysen zusammen, so kommt die Wirksamkeit von ACT bei
stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankungen denen anderer kognitiver und behavioraler
psychotherapeutischer Verfahren gleich, wobei die Datenbasis allerdings noch limitiert
erscheint (siehe auch Ackermann & Romanczuk-Seiferth
Sonstiges
ACT-basierte Konzepte sind nicht allein auf herkömmliche Behandlungssettings beschränkt
geblieben. Mit ACT Peer Recovery hat sich in Teilen Englands ein Programm etabliert, in
dem in Genesung befindliche Betroffene bei regelmäßigen Gruppentreffen - ähnlich wie
sonst in Selbsthilfegruppen - ein auf ACT-Inhalten basierendes Schulungsprogramm
durchlaufen, um ihr Wissen anschließend als Coaches in regelmäßigen Gruppentreffen an
andere Betroffene weiterzugeben (Webster
Literatur
[1] Hayes S.C., Strosahl K.D., Wilson K.G.; Akzeptanz- und Commitment-Therapie: achtsamkeitsbasierte Veränderungen in Theorie und Praxis; Junfermann, Paderborn (2014). ISBN 978-3-87387-891-4
[2] Ackermann, K., Romanczuk-Seiferth, N.; ACT bei Abhängigkeitserkrankungen. Manuskript eingereicht zur Veröffentlichung.
[3] Polk, K.L., Schoendorff, B., Webster, M., Olaz, F.; Praxishandbuch ACT-Matrix. Schritt für Schritt zur Anwendung in der klinischen Praxis. Springer-Verlag, Berlin (2019). ISBN 978-3-662-59415-5
[4] Webster M.; Rolling out the Matrix. Rolling Back Addiction In
Polk K., Schoendorff B.(Hrsg.) The ACT matrix: A new approach to building psychological flexibility across settings
and populations; New Harbinger, Oakland, CA, USA (2014) S. 77–91.
ISBN 978-1-608-82923-1