Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft

für Suchtkranke und Angehörige

Diözesanverband Freiburg e.V.

KreuzbundDiözesanverband Freiburg e.V.

EVA

Bericht: Bildungsfahrt Sigmaringen 2022

Zeit9.10.2022
OrtBerghaus Knopfmacherfelsen
BerichtFriedrich Mey
BilderFriedrich Mey

Der Einladung zur Bildungsfahrt Sigmaringen sind 28 Teil­nehmende gefolgt. Als Treffpunkt ist das Berggasthaus „Knopfmacherfelsen“, Knopfmacherfelsen 1, 78567 Fridingen auserkoren worden. Die Anreise erfolgte einerseits mit einem Bus aus den nördlichen Gefilden und andererseits individuell aus den südlichen Landschaften.

Im Bereich des oberen Verlaufes durchschneidet die Donau die Schwäbische Alb. Der Knopfmacherfelsen ist Bestandteil der westlichen Begrenzung des Taleinschnitts. Die Bezeichnung „Knopfmacherfelsen“ geht auf eine Sage zurück. Am 04. April 1823 stürzte der ehrbare Knopfmacher Fidelis Martin ab. Er kam vom Markt in Tuttlingen und war mit seinem Rösslein auf dem Weg von Fridingen nach Beuron. Als er auf der Höhe bei der Alten Schanze war, fing es an zu nachten. Nach der Sage begegnete dem Knopfmacher das Hardtfräulein und führte den Mann auf den steilen Felsen hinaus, da stürzte der Mann und Ross hinunter. Erst 14 Tage später fand sie der Klosterschäfer von Beuron tot am Fuße des Felsens.

Nach dem Mittagessen erfolgte die Weiterfahrt nach Beuron. Beuron ist insbesondere durch die Klosteranlage der Erzabtei der Benediktinerkongregation bekannt.

Bereits 777 soll im Bereich des Soldatenfriedhofs ein später von den Ungarn zerstörtes Kloster bestanden haben. Das ab 1077 an der heutigen Stelle errichtete Kloster ist bis zu seiner Aufhebung eines der ältesten Augustiner - Chorherrenstifte Deutschlands. 1802 säkularisiert, wird Beuron Besitz des Fürstenhauses Hohenzollern - Sigmaringen. 1863 Neubeginn des klösterlichen Lebens in Beuron durch die Benediktinermönche Maurus und Placidus Wolter aufgrund einer Stiftung der Fürstin Katharina von Hohenzollern.

Im Laufe des preussischen Kulturkampfs von 1875 bis 1887 erfolgt eine Vertreibung der Mönche. Die Erzabtei Beuron ist Gründungskloster der Beuroner Benediktinerkongregation mit derzeit 16 Klöstern in Deutschland, Österreich und Südtirol.

Eine Besichtigung des Klosters ist nicht möglich, allerdings ist die Klosterkirche ganztägig geöffnet. Die heutige Abteikirche „St. Martin“, Patrozinium am 11. November, ist ein Bau aus dem 18. Jahrhundert, welche die alte, baufällig gewordene romanische Basilika ersetzte, von welcher lediglich der Sockel des Kirchturmes erhalten geblieben ist.

Im Jahre 1732 beauftragte Abt Rudolf II. von Strachwitz den Rottweiler Baumeister Matthäus Scharpf mit dem Bau einer neuen Kirche, welche nach nur fünfjähriger Bauzeit durch den Konstanzer Weihbischof Johann Franz Anton von Sirgenstein am 28. September 1738 geweiht wurde. Dem Bauherrn selbst war es allerdings nicht vergönnt, an dieser Feier teilzunehmen: Am 10. Juli – also nur wenige Wochen zuvor – erschlug ihn bei der Inspizierung des Neubaus ein herabfallender Ziegelstein. Beide – Abt und Ziegel! – fanden im Mittelgang des Kirchenschiffs ihre letzte Ruhestätte.

Der späte Style Régence, im Deutschen Regentschafts- oder Bandelstil genannt, bestimmt die Dekoration des Kirchenbaus, dessen charakteristische Ornamente u.a. Bandelwerk, häufig in Rautenform endend, Blätter-, Knospen- und Blütengirlanden, Quastenbehänge (Lambrequins) und Brokatierung sind. Erst das Régence fasst oder unterlegt den Stuck farbig mit teilweiser Vergoldung. – Ausführende Künstler waren im Wesentlichen der Maler Josef Ignaz Wegscheider aus Riedlingen, die Stuckateure Johannes Schütz aus Wessobrunn und Pontian Gigl sowie Joseph Anton Feuchtmayer aus Mimmenhausen bei Salem.

Letzterer schuf sowohl die prachtvollen Frührokoko-Beichtstühle, die beiden Seitenaltäre aus Stuckmarmor als auch – als Hauptwerk – den Hochaltar mit einer Darstellung des zweiten Patroziniums der Kirche, der Aufnahme Mariens in den Himmel (15. August). Dieser wurde im Zuge der Umgestaltung der „barocken“ Abteikirche im Sinne der Beuroner Kunstschule 1872 weitgehend zerstört. Wie ein Fremdkörper wirkt bis heute das Flachbild aus der Hand P. Gabriel Wügers und seines Schülers P. Lukas Steiner, das die Stuckarbeit Feuchtmayers ersetzte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Kirchenraum von 1947 bis 1951 rebarockisiert, wodurch er von seiner strengen, dunklen „Witwenkleidung“ (P. Corbinian Gindele) befreit wurde und seitdem wieder in hellem Glanz erstrahlen kann.

Der Höhepunkt der Bildungsreise war die auf den späteren Nachmittag terminierte Besichtigung des Schlosses in Sigmaringen mit Führung.

Die erste Erwähnung der Burg von Sigmaringen erfolgte bereits im Jahre 1077 in der Chronik des Klosters Petershausen. Die ältesten Teile des Hohenzollernschlosses liegen unter den großen Neu- und Umbauten des 17. und 19. Jahrhunderts verborgen. Die jetzt noch erhaltenen Burgreste stammen aus der Stauferzeit um 1200 (Burgtor, Palas und Bergfried). Essentielle Burgelemente verschmolzen im Laufe der Epochen mit den Nachfolgebauten. Der Ursprung der Schlossbauten ist weitestgehend identisch mit der äußeren Umfassungsmauer der Burg.

Bauliche Überreste ermöglichen ein anschauliches Bild der Burg des 12. Jahrhunderts. Vom Wehrgedanken ausgehend, mit ihren Zelt- und Pultdächern, mit mehreren Türmen und Toren und den runden Fensteröffnungen und Friesen in den festen Mauern stellte die Burg schon damals einen künstlerischen Höhepunkt des oberen Donautals dar. Das 13. und 14. Jahrhundert hinterließ keine bemerkenswerten Baureste. Erst im 15. Jahrhundert unter den baulustigen und bedeutenden Grafen von Werdenberg setzte eine neue Bauperiode des Schlosses ein. Die Werdenberger erweiterten den Bau nach Nordosten. Davon ist nur noch der Türsturz mit der Jahreszahl 1498 am Schwedischen Turm erhalten. Ein paar Jahre später erfolgte die Erweiterung nach Westen. Die dritte Bauperiode beginnt mit Graf Karl II. von Hohenzollern-Sigmaringen (1576 – 1606). Unter Baumeister Hans Alberthal aus Dillingen wurden umfangreiche Umbauten in den Jahren 1627 bis 1630 durchgeführt. Diese Ausbaumaßnahmen leisteten einen wesentlichen Anteil beim Umbau der Burganlage in ein Renaissanceschloss. Um 1650 wurden durch den Baumeister Michael Beer aus Au im Bregenzerwald die zwei getrennten Gebäude aus der werdenbergischen Zeit unter einem Dach zusammengefasst. Das 18. Jahrhundert brachte nur kleinere Um- und Anbauten. Bereits 1736 wurde der Ahnensaal eingerichtet (1878 renoviert). Unter dem fürstlichen Baumeister Josef Laur wurden in den Jahren 1860-1880 Veränderungen im neugotischen Stil durchgeführt. Eine durchgreifende Neugestaltung erfuhr das Schloss nach dem großen Brand 1893, der fast das ganze Schloss erfasste. Hofbaurat Johannes de Pay und vor allem der Münchner Architekt Emanuel von Seidl führten sie im Stil des Historismus bzw. Eklektizismus aus. Den Abschluss dieser Umbauten bildet die 1902 fertiggestellte Portugiesische Galerie, die den Innenhof des Hohenzollernschlosses zur Stadtseite hin abgrenzt.

Nach den umfänglichen Infor­mationen über die Geschichte des Schlosses Sigmaringen bestand noch Gelegenheit einen Kaffee zu trinken, bevor die Heimreise wieder angetreten wurde.

Alle waren sich darüber einig im Rahmen der „Kreuzbundfamilie“, ohne corona-bedingte Restriktionen, wiederum einen schönen Tag erlebt zu haben. Der besondere Dank gilt Gerd Herrmann von der Gruppe Meßkirch, der sich um die Organisation gekümmert hat.