Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft

für Suchtkranke und Angehörige

Diözesanverband Freiburg e.V.

KreuzbundDiözesanverband Freiburg e.V.

Hubert Grimming, Oberkirch

Bericht: Rollenspiel Seminar 2022

Zeit17.–19.6.2022
OrtSchön­statt­zentrum Marienfried
ThemaFedern lassen und dennoch schweben
ReferentinJanine Stark, Diakonie Oberschwaben Allgäu Bodensee
BerichtWolfgang Kern
BilderBernd Galowski

Unter der Fachleitung von Janine Stark kamen 9 Teil­nehmende zusammen. Wie üblich schloss das Veran­staltungspaket Übernachtung und Beköstigung im Zentrum ein. Nach 13 intensiven Arbeitsstunden über drei Tage verteilt kamen die Teil­nehmenden zur einhelligen Bewertung, ein sehr bereicherndes Seminar besucht zu haben, das unbedingt empfehlenswert ist.

Rollenspiel heißt in der Fachsprache Psychodrama[1]. Gemeint ist damit eine Methode, in der Betroffene ihre Themen unter der Mitwirkung der anderen Gruppen­mitglieder schauspielerisch bearbeiten können. Das Gelingen dieser sehr aktiven Form eines Seminars hat zwei Voraussetzungen: Engagierte Mitarbeit und eine exzellente Fachleitung. Dank Janine Stark und dem Einsatz der Mitmachenden war beides vorhanden und machte das Wochenende zu einem einmaligen und nachhaltigen Erlebnis.

Insgesamt drei Rollenspiel-Szenarien wurden in der beschriebenen Form bearbeitet, das waren:

  • Wo liegen die Wurzeln für meine Handlungsschwäche?
  • Wie treffe ich eine notwendige und passende Entscheidung?
  • Wie versöhne ich mich mit meiner Ver­gangen­heit?

Die Motive wurden von jeweils einem Mitglied eingebracht, das dann auch Protagonist des Gruppenspiels wurde. Die Protagonisten suchten sich unter den übrigen Teilnehmern Mitwirkenden aus, die die benötigen Eigenschaften bzw. Umstände darstellten. Als Beispiel für Rollen seien die Eigenschaften Mut, Stärke, Sucht, Wut, Trauer, aber auch konkrete Ziele der Lebensplanung wie ein neuer Job oder ein Umzug genannt.

Tatsächlich fanden sich die Mitwirkenden gut in ihre Rollen ein und halfen den Protagonisten kreativ und lebendig deren Thema zu erkennen oder gar zu lösen.

Zur Unter­stützung gab es Materialien wie Plüschtiere oder Stoffe, die die Situation optisch und greifbar verdeutlichen konnten.

Trotz des persönlichen Ansatzes profitierte die gesamte Gruppe, weil die behandelten Themen auch Bedeutung für andere Mitglieder hatten.

Die Erkenntnisse aus den Rollenspielen sind hier als Handlungsoptionen wie folgt zusammengefasst:

  • Lenker seines Lebens sein, für sich selber sorgen
  • Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen
  • Grenzen setzen und negative Reaktionen aushalten
  • Den Teufelskreis durchbrechen und nicht immer das Gleiche tun
  • Innehalten und nicht immer weiter rennen, wenn ein Thema brennt
  • Das Thema anschauen und nicht die Augen schließen
  • Emotionen zulassen
  • Sich Zeit nehmen und in kleinen Schritten weiter gehen

Alles in allem: eine positive Sicht auf das Leben haben.

Die vierte Aufgabe als Hilfe zur Bestimmung der eigenen Situation war die Landkarte des Lebens. Dazu zeichneten die Teilnehmer Kreissegmente als Länder und betitelten diese mit Schlagworten. Beispiele dafür sind Freunde, Familie, Sucht, Versöhnung oder Beruf. Diese Schlagwörter wurden dann mit positiven oder negativen Kärtchen belegt. So ergab sich eine Gesamtschau der persönlichen Lebenssituation, wobei erfreulicherweise die positive Einschätzung, also die Leichtigkeit, bei den Teilnehmern überwog.

Zuletzt wurde die fünfte Aufgabe Vorteile und Nachteile im älteren Lebens­abschnitt in gemeinsamer Gruppen­arbeit bearbeitet. In Anbetracht des eher höheren Altersdurchschnitts hatte sich dieses Thema als gemeinsame Heraus­forderung in der Diskussion dargestellt, ganz konform mit dem Seminartitel: Federn lassen und dennoch schweben. Auch hier überwog die positive Meinung, dass Alter nämlich viel mehr Chancen bietet als Risiken. Konkret wurden genannt:

  • Selbstbestimmtes Leben
  • Leichtigkeit, Schweben
  • Weniger Naivität
  • Soziale Absicherung
  • Freiheit und Freizeit
  • Möglichkeit sozialen Engagements

Janine lobte zum Seminarende die positive Grundstimmung der älteren Gruppe und sprach vom Einbringen der Ernte als Metapher für Reichtum und Genuss. Was wünscht man sich als Älterer mehr!

Weblinks

[1] Wikipedia: Psychodrama