Als Einstieg in das Thema erfolgte zunächst ein Rückblick auf die Thematisierung von Teil I im Kontext der Gruppenleitungsarbeitstagung vom 22. – 24.10.2021.
Unter dem biopsychosozialem Modell
versteht man die Theorie für die Entstehung von psychischen Störungen, teilweise auch genbedingte Ursachen.
Psychosozial bedeutet, in welcher Umgebung wachse ich auf. Kinder lernen aus den individuellen Erfahrungen und Erlebnissen.
Die Therapieansätze begründen sich auf dieses Modell. Hier spielt die Epigenetik auch eine Rolle, das in der Schwangerschaft heranwachsende neue Leben macht schon Erfahrungen mit Stress, Konsum von Suchtmitteln (transgenerational).
Die Suche nach dem Grund für den Konsum von Suchtmittel und die daraus resultierende Entwicklung der Abhängigkeit kann ein Vorteil sein, muss es aber nicht.
Menschen mit schwieriger Persönlichkeit / Persönlichkeitsstörung:
Persönlichkeitsstörungen kommen bei ca. 10 – 12 % der Menschen vor
schwieriger Interaktionsstil mit Funktionsbeeinträchtigungen im Alltag
hohe psychische und somatische Komorbidität, Suizidursache
unrealistische Erwartungen an Menschen / das Leben, nicht adäquate Formulierung von Wünschen und Bedürfnissen
hohe Empfindlichkeit für Kritik und Zurückweisung mit reduzierter Stresstoleranz und vermeidendem, zum Teil impulsivem Problemlösungsstil
Stimmung und Verhalten sind (oft unvorhersehbarem) Wechsel unterworfen
Neigung zu Misstrauen
mangelnde Verlässlichkeit / unzureichende Mitarbeit
Menschen mit Persönlichkeitsstörungen haben oft auch ein Suchtproblem. Deren Auswirkungen werden mit dem Konsum von Suchtmitteln kompensiert.
Besondere Merkmale der Borderline-Persönlichkeitsstörung:
affektive Instabilität
impulsives Verhalten
Selbstverletzungen, Suizidalität
intensive Ärgergefühle und Ärgerausbrüche
instabiles Selbstgefühl
Neigung zu Dissoziationen
Aus der Beziehung zwischen Eltern und Kindern entwickeln sich auch Gründe und Ursachen für spätere Verhaltensweisen des Heranwachsenden / Erwachsenen. Menschen mit Borderline-Störungen haben in der Kindheit schlimme Dinge erlebt und generieren oft eine Suchtabhängigkeit.
Umgang mit Betroffenen, z.B. in der Gruppe:
eigene Haltung überprüfen
Wissen um veränderte Stressverarbeitung
offene, authentische, empathische Kommunikation
Grenzen setzen
Krisenmanagement vereinbaren
Lob und Kritik angemessen einsetzen
Kriterien für Funktionsuntersuchungen:
Selbst |
interpersonell |
---|---|
Identität | Beziehung eingehen |
Selbstwert | Empathie |
Selbstreflexion | Paarbeziehungen |
Selbständigkeit | Konfliktfähigkeit |
Das Erklärungsmodell für Persönlichkeitsstörungen begründet sich darin, Betroffene haben dysfunktionale, kognitive Schemata entwickelt, mit denen sie die Welt wahrnehmen und interpretieren.
DBT = dialektisch behaviorale Therapie:
Balance zwischen Verstehen und Respektieren eines Problems, dessen Veränderung anstreben
Arbeit an Verhaltenskontrolle und Emotionsregulation
Einüben von Skills (Fertigkeiten und Techniken, die ein Patient erlernt, um mit bestimmten Situationen besser umgehen zu können) und Prinzipen der Achtsamkeit
Die DBT wurde von Masha Linehan erfunden. Im Rahmen der Behandlung von Menschen mit Borderline-Störungen findet die Therapie standardisierte Anwendung. Da Parallelen (Überschneidungen) zur Suchttherapie vorhanden sind, ist die sog. Unterart mit der Bezeichnung „DBT – S“ eingeführt worden.
DBT – orientiertes Handeln in der Rehaklinik „Lindenhof“:
Aushändigen und Erklärung des Therapievertrags inkl. Anhörung
Klärung der Compliance hat oberstes Gebot
bei Aufnahme, Abnahme aller Werkzeuge, die dem selbstverletzenden Verhalten dienen
zügige Erstellung einer Skillliste für insbesondere den Hochspannungsbereich (5 – 6 Skills)
Einführen und Zeigen der Skillbox
Patientin wird beauftragt sich eine Skilltasche zu besorgen
es gilt der Grundsatz: Skills anwenden geht vor Bedarfsmedikation
grundsätzlich sollen Narben durch Selbstverletzungen bedeckt werden
wenn eine Selbstverletzung vorkam: Wunde versorgen + Verhaltensanalyse
Beispiele für Skills:
Spazieren gehen
Joggen
Boxsack
Chili-Schote
Freundin anrufen
Musik hören
Stricken
Resilienz:
Unter Resilienz wird die Fähigkeit von Menschen verstanden, Krisen im Lebenszyklus unter Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zu meistern und als Anlass für Entwicklungen zu nutzen (Welter-Enderlin, 2006).
Ressourcen – Übungen:
dem eigenen Glück begegnen
Ressourcenlandkarte
Ressourcenkoffer
Ressourcengrund
Ressourcenbaum
Wege zur Resilienz (Fundament sind die Ressourcen)
Selbstwahrnehmung
Lebensfreude
Selbstwirksamkeit
Optimismus
Coping
ADHS = Aufmerksamkeitsdefizid-Hyperaktivitäts-Störung des Erwachsenenalters:
Aufmerksamkeitsstörung
Hyperaktivität
Impulsivität
ADHS Komorbidität:
Angststörungen
Depressionen
substanzbezogene Störungen
Persönlichkeitsstörungen
Behandlung von ADHS:
bei starker Beeinträchtigung in mindestens einem oder leichter Beeinträchtigung in mindestens zwei Lebensbereichen
Kombination von Psychoedukation, Verhaltenstherapie und ggfs. Medikation
Medikation: z.B. Methylphenidat, Atomoxetin, Venlafaxin, Bupropion
Strategien für ein besseres Selbstmanagement:
Aufgaben in Teilbereiche aufteilen, nach Wichtigkeit gliedern
Rituale einführen, z.B. eine Sache zu Ende bringen, nichts Neues anfangen
Vorteile / Nachteile von Nichterledigen überlegen
Ablagesystem einführen
ruhige Umgebung schaffen, Gedanken unter Kontrolle bringen
Pausen einlegen, dabei z.B. Achtsamkeitsübungen anwenden
bei impulsiven Geldausgaben, z.B. nur mit Bargeld einkaufen
PTSD = posttraumatic stress disorder:
Flashbacks und Intrusionen
Vermeidungsverhalten
teilweise oder vollständige Unfähigkeit sich zu erinnern
anhaltende Symptome hoher Erregung
Die deutsche Bezeichnung lautet „PTBS (= posttraumatische Belastungsstörungen)“. Nur wenige traumatisierte Menschen neigen zu PTBS.
FASD = fetal alkohol spectrum disorder:
Alkoholkonsum während der Schwangerschaft
im Vordergrund steht eine toxische, nicht reversible Schädigung des Gehirns des ungeborenen Kindes
es gibt keine biologischen Marker, Diagnosestellung über das klinische Bild
Die deutsche Bezeichnung lautet „FAS (= fetales Alkoholsyndrom)“.
Diagnose FADS:
soziale Auffälligkeiten
ZNS – Auffälligkeiten
Störungen in der Affektsteuerung
bestätigte oder wahrscheinliche intrauterine Alkoholexposition
Mögliche Störungen bei FADS:
Sprache, Motorik
Intelligenz, Gedächtnis, Konzentration
Lernfähigkeit
Emotionalität
Sozialverhalten