Susanne, würdest Du dich bitte kurz vorstellen?
Ich bin 65 Jahre alt, habe drei Kinder, bin von Beruf Medizinisch-technische Radiologieassistentin (MTRA) und seit 2015 glücklich verheiratet.
Meinen Beruf habe ich mit Leidenschaft in der Radiologie im Städt. Klinikum ausgeübt und tue dies bis heute. Inzwischen allerdings nur noch als
Teilzeitrentnerin
.
Meine Kinder habe im zum größten Teil allein erzogen – was neben meinem Beruf nicht immer ganz einfach war. Aber es hat sich gelohnt! Ich habe einen großartigen Sohn und zwei wunderbare Töchter auf Ihrem Weg zum Erwachsenwerden begleiten dürfen.
Ich bin über ein burn out
2011 zum Alkohol gekommen und seit 2012 Mitglied im Kreuzbund.
Was hat Dich am Kreuzbund fasziniert und was war ausschlaggebend, dass Du Dich für das Amt der Frauenbeauftragten zur Verfügung gestellt hast?
Was mich fasziniert hat? Ganz klar: Mein Mann Reimund! Ich hätte ihn niemals kennengelernt, wenn sich während meiner qualifizierten Entgiftung nicht auch der Kreuzbund vorgestellt hätte. Das Konzept und die beiden Mitglieder haben mir von allen vorstellig gewordenen Gruppen am meisten zugesagt. Zunächst habe ich mich der Durlacher Gruppe angeschlossen und habe nach einem Jahr nach Karlsruhe V gewechselt. Ich fühle mich dort sehr wohl und aufgehoben.
Dieses Gefühl hält sich bis heute. Die Freundlichkeit und die Selbstverständlichkeit, mit der ich in der Gruppe aufgenommen wurde, hat mich überrascht und überzeugt. Das gegenseitige Vertrauen und Verstehen ist ein ganz großer Gewinn für mich. Dazu gehören auch die gemeinsamen, gruppenübergreifenden Freizeitunternehmungen. Sie fördern den Zusammenhalt und geben mir Kraft.
Welche spezielle Aufgaben als Frauenbeauftragten erfreuen Dich am meisten?
Als Frauenbeauftragte habe ich mich zur Verfügung gestellt, weil ich sowohl als Angehörige (Vater) als auch als Betroffene beide Seiten der Sucht kennengelernt habe und um die Belastungen von beiden Seiten weiß.
Die Angst und die Hilflosigkeit die ich als Kind empfunden habe sitzen tief. Als Betroffene habe ich sehr viel Hilfe bekommen, von Ärzten, Therapeuten und vom KB und ich würde mir wünschen, dass auch unsere nicht suchtkranken Partner Unterstützung bekommen und würde gerne zum gegenseitigen Verständnis beitragen.
Ich würde mich freuen, wenn ich durch kleine Unternehmungen, Gespräche und Ausflüge zur Entspannung und zum Wohlbefinden von uns Frauen beitragen könnte.
Was ist für Dich das Besondere am Kreuzbund?
Das Herausragende am Kreuzbund sind für die Seminare, die der KB veranstaltet. Ich durfte schon an einigen teilnehmen und habe viel dazugelernt, sowohl über das Krankheitsbild der Sucht, die Wege dahin und über mich selbst.
In diesem Zusammenhang folgende Situation: Ein neues Mitglied besucht erstmalig die Gruppe. Was würdest du Ihr/Ihm raten?
Ich würde ihn mit offenen Armen empfangen und raten? Natürlich, dass eine Selbsthilfegruppe die größte Hilfe, auf seinem Weg zur Abstinenz ist!
Was sind Deine Stärken und Schwächen und was bringt Dich aus der Fassung?
Hm… ich fange mal mit den Schwächen an: Ich kann sehr schlecht mit unehrlichen Menschen umgehen und mit Ungerechtigkeit. Das macht mich wütend, traurig und ich fühle mich hilflos.
Meine Stärken?
Ich bin sehr belastbar, empathisch und bringe die Dinge auf den Punkt.
Wenn Du alle Aufgaben zu Deiner Zufriedenheit lösen kannst, wo findest Du Entspannung?
Ich finde Entspannung in der Natur, ich liebe den Wald und alles was darin wächst, lebt, kriecht und schwirrt. Ein Vogel, der singt, ein Bach, der plätschert oder das Laub das leise raschelt. Dann ist für mich alles im Lot.
Ich entspanne mich aber auch beim Malen, Basteln und in der Sauna.
Was war Dein prägendster Moment in Deinem Leben?
Da gibt es sehr viele… positive und negative! Ich denke aber, der prägendste Moment war die Geburt meines ersten Kindes. Dieses kleine Wesen im Arm zu halten, die Dankbarkeit und das Glück, das ich damals empfunden habe, trage ich bis heute in mir.
Stelle Dir vor, wir würden zusammen auf ein Konzert gehen, ich lade dich ein, lass aber dir die Auswahl. Welchen Künstler würdest du wählen?
Konstantin Wecker! Ich mag Liedermacher im Allgemeinen und ihn ganz besonders. Seine Poesie seine kritischen Auseinandersetzungen mit aktuellen Themen und seine Offenheit über seine Vergangenheit.
Wenn Du morgen früh auf irgendeinem Fleck der Erde aufwachen könntest, egal wo, wo wäre das?
In einer Almhütte, ganz weit oben, mit einem herrlichen, unendlich weiten Blick über die Berge, einer Butterbrezel, Kaffee und einem warmen Ofen.
Welchen Promi würdest Du gerne kennen lernen?
Olaf Scholz, ich würde ihn gerne mal aus derserve locken!
Gibt es etwas, von dem Du schon immer geträumt hast? Und wieso hast Du es noch nicht getan?
Immer noch von meinem ersten Gleitschirmflug. Der Gutschein liegt immer noch in meiner Schublade.
Was ist Dir an einer Freundschaft am wichtigsten?
Vertrauen, Ehrlichkeit, Akzeptanz!
Wann hast Du das letzte Mal für dich gesungen? Wann für andere?
Ich singe oder summe ständig. Für und mit anderen auf dem letzten Frauenseminar im Mai
Auch an Dich die Frage, die bisher allen Vorständen gestellt wurde: Welche Musik sollte zu Deinem 100. Geburtstag gespielt werden?
In meinem Leben
von Nena
Susanne, wir danken Dir für das nette Gespräch!