Das Seminar begann mit dem Abendessen um 18 Uhr und um 19 Uhr waren wir dann alle im Seminarraum versammelt. Wichard begrüßte uns, stellte sich vor und anschließend gab es eine Vorstellungsrunde, in der jeweils 2 Personen sich gegenseitig vorstellten.
Danach erstellten wir eine Themensammlung:
- Balance Gemeinsamkeit/eigene Interessen
- Warum muss das Verliebtsein aufhören?
- Wie breche ich aus der Alltagsroutine aus und vertiefe die Beziehung wieder?
- Selbstliebe / Selbstakzeptanz
- Wie komme ich zu mehr Harmonie mit dem Partner?
- Wunsch, öfter mal in den Arm genommen zu werden
- Bezeichnung Liebe: wie drückt man sie aus, wie geht man mit ihr um?
Hier sind nicht alle der Wünsche und Anregungen genannt, da viele sich glichen, nur jeweils mit anderen Worten ausgedrückt waren. Jeder hat ja seine eigene Meinung zu verschiedenen Dingen. Wichard gab uns den Tipp, bevor wir unsere Meinung ausdrücken, sich immer selbst zu fragen: Bist du sicher? Bist du sicher, dass das auch stimmt, was du hier von dir gibst?
Anschließend behandelten wir kurz die Frage, warum das Verliebtsein aufhört.
Verliebtsein ist ein Teil der Natur, unter anderem ganz wichtig für die Reproduktion. Mit fortschreitender Zeit wird das Verliebtsein immer mehr zur Gewohnheit, es wird immer mehr zum Alltag, man hat mit der Zeit immer weniger Nachsicht mit dem anderen, deshalb kommt dann das meckern, es wird zur Selbstverständlichkeit, man entwickelt einen gewissen Sicherheitsaspekt (ich hab ihn / sie). Durch ständige Arbeit an der Beziehung kann aus dem Verliebtsein eine tiefe Liebe werden.
Wie sieht nun eine normale Beziehung aus?
Wenn man die Individuen Mann und Frau jeweils als Kreise betrachtet, so sind das 2 Kreise nebeneinander.
Beide Kreise haben jedoch, wenn sie sich teilweise überlappen bzw schneiden, in der Mitte eine Schnittmenge, worin sich die zum jeweils Anderen
passenden Anteile, die gemeinsamen Anteile befinden. Diese Schnittmenge ist vereinfacht gesehen als die Ehe zu betrachten.
So kommt man von „ich“ und „du“ zum „wir“. Eine Katastrophe wäre, wenn beide Kreise genau übereinander liegen würden.
In diesem Fall hat sich einer der Partner selbst aufgegeben, passt sich völlig dem anderen an (Gleichmachung).
Dies ist nicht zu empfehlen, denn Liebe heißt nicht gleich machen. Es ist wichtig, dass beide Partner unterschiedlich sind und auch
eigene Interessen verfolgen. Das ergibt ein ausgewogenes Miteinander.
Wichtig in einer Partnerschaft ist auch die Achtsamkeit.
Achtsamkeit sich selbst gegenüber und auch gegenüber dem Partner.
An dieser Stelle erklärte uns Wichard das System der Transaktionsanalyse
In groben Zügen kann man sagen, dass sich im Eltern-Ich die erlernten Regeln befinden (du sollst nicht / du darfst nicht / du musst), d.h. es hat unter anderem auch eine kontrollierende Funktion. Weiterhin befindet sich darin auch die Liebe und Fürsorge, das Schützen, das Stützen, die Vorbildfunktion und vieles mehr. Das Eltern-Ich ist also sowohl nährend, als auch kontrollierend.
Das Erwachsenen-Ich tauscht sich normalerweise ständig mit dem Eltern-Ich und dem Kind-Ich aus, um je nach Situation angemessen zu reagieren. Dieser erwachsene Teil in uns regelt die Anforderungen des täglichen Lebens.
Im Kind-Ich sind wir gefühlsmäßig sowohl ein angepasstes Kind, als auch ein rebellisches Kind. Das Kind ich ist dadurch ablehnend, schmusend, laut, ruhig, scheißegal, frei, leicht, egoistisch, schlampig, laut, ruhig, angstvoll aber auch komplett angstfrei. Bedürfnisse wie Hunger, Liebe, Streicheln befinden sich hier. Nein ist eines der ersten Worte, die ein Kind lernt, um auszudrücken was es nicht will.
In dem Verhältnis Suchtkranker und Partner ändert sich dieses System. Der Suchtkranke gibt durch die Sucht sein Eltern-Ich und sein Erwachsenen-Ich komplett auf. Unter Suchtmitteln reagiert der Suchtkranke nur noch wie ein Kind, das Eltern-Ich und Erwachsenen-Ich ist komplett ausgeschaltet. Der Partner dagegen kann nur noch im Eltern-Ich agieren mit Kontrolle, Strafe, Fürsorge, Schützen, Regeln aufstellen, lügen, verdrängen. Und im Erwachsenen-Ich regelt der Partner das tägliche Leben für sich selbst und für den Suchtkranken. Der Partner gibt sein eigenes Kind-Ich komplett auf. An diese Stelle tritt das Kind-Ich des Suchtkranken. So wird praktisch aus zwei Menschen Einer. Ein möglicher Weg aus der Sucht ist: der Partner muss jegliche Hilfe einstellen. Nur wenn der Suchtkranke keine Hilfe vom Partner mehr bekommt, kann er sich besinnen und Hilfe von außen holen.
Nun lernten wir die 7 Regeln des Genießens kennen (Ein Genießer kann niemals süchtig werden):
- braucht Zeit
- nicht nebenbei
- das Maß kennen
- muss man sich erlauben
- sich etwas Gutes antun – nicht schädigen
- neue Erfahrung machen – ohne Erfahrung kein Genuss
- nicht alltäglich
Das Entscheidungs-Modell (wie entscheide ich mich richtig?):
Hilfreich ist, sich auf ein Blatt Papier eine Raute zu zeichnen.
Unten ist nein
, oben ist ja
. Rechts ist keines von beiden
und links ist sowohl als auch
.
Danach schreibt man sich die Vor- und Nachteile jeder dieser Versionen auf. Dies ist eine gute Grundlage, um über die anstehende Entscheidung nachzudenken.
Was ist hilfreich in der Gegenwart zu leben und zu bleiben?
Viele Menschen leben in der Vergangenheit und übertragen diese in die Zukunft.
Wir müssen uns bewusst dafür entscheiden, im Jetzt zu bleiben. Bewusst machen heißt Abstand herstellen. Hilfreich ist das eigene Kopfkino.
Ich gehe gedanklich ins Kino und schaue mir in der ersten Reihe sitzend in aller Ruhe mein Vergangenheit an. Ich gewinne Abstand.
Ich werde feststellen, ich bin nicht mein Leben, ich habe ein Leben. Ich bin nicht meine Vergangenheit, ich habe eine Vergangenheit.
Evtl. musst du diesen Film rausnehmen, beschriften, in den Schrank stellen, einen anderen Film herausholen und in Gedanken ablaufen lassen.
Nun kannst du entscheiden, was kann ich aus der Vergangenheit lernen, was lasse ich lieber zurück? So kann ich Frieden und Freiheit in mir finden und in der Gegenwart leben.
Letztendlich betrachteten wir das Ego (Kopf) und das Selbst (Herz)
Das Ego ist uns immer sehr wichtig. Es ist gespeist durch Erfahrungen, Beruf, Besitz, Verstand, Vernunft, Erziehung, Reaktionen, Erfolge und vieles mehr.
Unser Ego ist niemals zufrieden, es will immer ein bisschen mehr von diesem, von jenem, da und dort. Durch dieses Mehr-Wollen entsteht in uns ein Mangel.
Dieser Mangel macht uns Angst. Und aus Angst resultiert Schmerz. Diesen Schmerz wollen wir nicht aufkommen lassen und jagen deshalb immer wieder
anderen Dingen nach. Das Ego ist fragil, deshalb wollen wir stark sein und sind immer bedacht auf Stärke. Stärke bedeutet auch recht haben
.
Will nicht jeder recht haben? Die Ur-Angst unseres Ego's ist, ganz allein zu sein.
Das Selbst ist einfach da: Ich bin
. Manche nennen das Selbst auch Herz oder Seele.
Im Selbst wohnt die Liebe. Liebe ist ein Wunder. Sie ist unerklärbar und ungebunden. Liebe ist. Punkt.
Es gibt viele Arten der Liebe, wie z.B. zum Partner, zu Kindern, zu Tieren, zu anderen Menschen, zu Kunst und schönen Dingen. Das wichtigste aber ist die Selbstliebe.
Nur wenn ich mich selbst liebe und annehme wie ich bin, kann ich auch andere lieben. Das Selbst kennt keinen Mangel. Ein Mangel entsteht immer im Kopf (Ego). Wenn ich im Ego einen Mangel empfinde, ist es ratsam im SELBST nachzusehen. Liebe ich mich selbst noch genug? Wir kämpfen immer um das Ego, das Selbst vernachlässigen wir. Doch je selbstsicherer wir im Herzen sind, desto besser kommen wir allein zurecht. Wenn wir uns sicher sind, alleine überleben zu können, dann können wir den anderen auch loslassen. In Liebe loslassen.
Ich könnte noch unendlich viel mehr schreiben, doch leider ist der Platz begrenzt und ich habe mich hier rein subjektiv auf die mir wichtigsten Dinge beschränkt.
Literatur
[1] Wikipedia: Transaktionsanalyse
Weblinks
Kreuzbund DV Freiburg, Seminar Senioren 55+ (Mai 2014): Lebensfreude Raum geben
Buchtipps
Eva Maria Zuhorst: Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest. Goldmann, München (2009).
Mariana Leky: Was man von hier aus sehen kann. DuMont, Köln (2017);