Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft

für Suchtkranke und Angehörige

Diözesanverband Freiburg e.V.

KreuzbundDiözesanverband Freiburg e.V.

Bericht: Allgemeines Seminar I 2019

Zeit15.–17.3.2019
OrtBildungshaus St. Bernhard
ThemaEin gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen
ReferentinSigrid Trillich, PBS Neckargemünd
BerichtMarion Ladwig
BilderGerhard Häring

Am Freitag nach dem Abendessen ging's los mit dem Programm. Zum besseren Kennen­lernen befragten wir jeweils einen anderen Kursteilnehmer und stellten uns so gegenseitig in der Runde vor.

Unter dem Motto Ein schlechtes Gewissen hat bei mir bisher ausgelöst… erarbeiteten wir gemeinsam das komplexe Thema durch Kärtchen, von jedem ausgefüllt und an die Pinwand gebracht.

Um das schlechte Gewissen in uns zu wecken gibt es stets einen Auslöser, z.B. Kritik von anderen. Danach folgen Gedanken, z.B. Warum habe ich das nicht anders gemacht.

Unsere Gefühle (z.B. wertlos, verzweifelt, traurig, mutlos) reagieren auf die unangenehmen Gedanken und der Körper ist beteiligt mit Unwohlsein, Müdigkeit, Nervosität, übermäßigen Essen usw.

Diesen Stresssymptomen können wir entgegenwirken!

Vor 40 Jahren hat Jon Kabat-Zinn in Amerika ein Anti-Stress-Training entwickelt: Mit Achtsamkeit aus der Stressfalle. Wenn wir achtsam sind nehmen wir den Moment wahr, aufmerksam und bewußt, wir werten nicht, unsere eigenen Gedanken, Gefühle und körperlichen Empfindungen, die Sinneseindrücke aus der Umgebung sind uns ganz nah. Wenn wir achtsam sind begegnen wir allem mit einer offenen, freundlichen und annehmenden Haltung.

Eine Achtsam­keits­übung ist z.B. das zählen unserer Atemzüge. Wir zählen von eins bis zehn, starten dann von vorne. Lassen unsere Gedanken vorbeiziehen. Diese Übung kann bei Bedarf angewandt werden und ist zum Einschlafen ganz besonders hilfreich. Immer wieder üben!

A–E Modell

Eine andere Art mit Stress umzugehen lernten wir durch das A bis E Modell kennen:

A = Aktivierendes Ereignis
(der Chef schreit mich wegen eines Fehlers an)

B = Bedeutung/Bewertung
(Ich werde meinen Arbeitsplatz verlieren)

C = Konsequenz, Verhalten‚ Gefühle
(Ich habe Angst)

D = Disput, in Frage stellen, Aus­einander­setzung
(So schlimm war der Fehler doch nicht, sowas passiert anderen auch)

E = Effekt, Lösungs­strategie
(Ich arbeite achtsam weiter, ich gebe mir Mühe, im Zweifelsfall gibt es auch noch andere Möglichkeiten Geld zu verdienen)

Wir können den entstandenen Streß (AC) mildern wenn wir handeln wie bei D und E angegeben.

Belastungs–Bewältigungs Paradigma

Ebenfalls hilfreich sein kann das Belastungs Bewältigungs Paradigma [1]. Das aktivierendes Ereignis ist z.B. der Arbeitsplatzverlust.

Primäre Bewertung

  • Ich werde etwas anderes finden (Heraus­forderung / Chance)
  • Nie mehr finde ich Arbeit (Bedrohung / Schädigung)

Sekundäre Bewertung

  • Welche Ressourcen habe ich? (Mut und Zuversicht oder negative Sicht aufs Leben)

Dazu gibt es verschiedene Bewältigungsstile:

  • Problem­orientierte Menschen kapitulieren, resignieren, vermeiden
  • Lösungs­orientierte Menschen arbeiten konstruktiv, suchen Hilfe, überdenken Ziele und passen sie an scheuen Konfrontationen nicht

Unter Ressourcen versteht man neben persönlichen Stärken auch einen gut vernetzten Familien- und Freundeskreis sowie materielle Sicherheit.

4–Ohren Modell der Kommuni­kation

Wenn Menschen miteinander sprechen kann es schnell zu Mißverständnissen kommen. Durch das 4-Ohren-Modell nach Friedemann Schulz von Thun [2] wird klar, daß jede Nachricht vier Seiten hat.

Zum Beispiel die Aussage: Es ist etwas Grünes in der Suppe (Sachebene)

Ich weiß nicht was es ist (Selbstoffenbarung)

Der andere wird's wissen (Beziehungsebene)

Sag mir was es ist (Appellebene)

Ganz wichtig ist: Wie eine Nachricht aufgenommen wird bestimmt immer der Empfänger.

Kommuni­kations­muster nach Virginia Satir

Virginia Satir unterteilt die Menschen in ihrem Kommuni­kations­muster[3] in 4 verschiedene Charaktere:

  1. Der Beschwichtiger möchte niemanden ärgern
  2. Der Ankläger findet die Schuld immer bei den Anderen
  3. Der Rationalisierer bleibt korrekt, sachlich, gefühllos
  4. Der Ablenker möchte Aufmerksamkeit bekommen

Diese Charaktere gibt es allerdings nicht in Reinform. Jeder hat Anteile der verschiedenen Verhaltens­formen in sich.

Gewaltfreie Kommuni­kation

Durch gewaltfreie Kommuni­kation[4] kann ich mein Leben positiver gestalten und die Nerven aller schonen.

  1. Neutral und sachlich beschreibe ich meinem Sohn, wie ich sein unordentliches Zimmer vorgefunden habe. (Beobachtung)
  2. Ich erkläre ihm, daß »Ich« mich darüber geärgert habe. (Gefühl)
  3. »Mein« Bedürfnis nach Sauberkeit und Ordnung wird nicht erfüllt.
  4. Mit ICH-Botschaften (Ich möchte, daß Du die Schmutzwäsche vom Boden aufhebst und in den Wäschesack legst) wird klar formuliert was gewünscht ist. (Bitte um konkrete Handlung)

Dieses Modell ersetzt den Aufschrei: Heideblitz, bei Dir siehts wieder aus wie im Schweinestall !

 

Wenn es uns gelingt weniger streng zu uns zu sein, liebevoller, freundlicher, einfühlsamer, tut das unserem seelischem Gleich­gewicht gut. Das sollten wir unbedingt üben! Denn mit Anderen sind wir meist sehr viel nachsichtiger als mit uns selbst.

Mit diesen Erkenntnissen ging ein abwechslungsreiches Seminar mit Frau Trillich zu Ende. Es war eine schöne Atmosphäre in der das Lernen leicht fiel und Spaß machte. Danke allen für die gute Zeit.

Literatur

[1] Google Scholar: Belastungs Bewältigungs Paradigma

[2] Wikipedia: 4-Ohren-Modell

[3] Kommuni­kationsmodell nach Satir

[4] Wikipedia: Gewaltfreie Kommuni­kation

Weblinks

Jon Kabat-Zinn: Was Achtsamkeit ist

 FH Bielefeld: Kommuni­kations­muster nach Virginia Satir

Allgemeines Seminar I 2018: Emotionale Erpressung

Buchtipp: Marshal B. Rosenberg, Gewaltfreie Komunikation