Mit 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war das Klinikseminar am 3. und 4. März 2017 im Kloster Bühl/Neusatzeck wie immer wieder gut besucht. Im Laufe des Freitagnachmittags reisten alle Teilnehmenden an und fanden sich zum gemeinsamen Abendessen ein.
Anschließend eröffnete die Seminarleiterin Maritta Heilig gemeinsam mit der Referentin Gunhild Ahmann das Seminar. Die Teilnehmenden setzten sich dann mit folgenden Überlegungen / Fragen auseinander:
- Ich bin hier, weil…
- Ich möchte vor allem wissen…
- Ich hoffe dass…
- Zum Wohlfühlen brauche ich…
Viele Gedanken, Anregungen, Wünsche und Fragen wurden auf einer Metaplanwand zusammengetragen und jedem vor Augen
geführt, wie umfangreich die Erwartungen bzw. Erfahrungen sind.
Ruckzuck waren zwei Stunden vergangen, und der offizielle Teil war beendet.
Fast alle haben den Abend in gemeinsamer Runde im Freizeitraum bei netten Gesprächen und Anekdoten ausklingen lassen.
In teilweise renovierten Zimmern haben wir uns dann die Nachtruhe gegönnt, bevor morgens um 7 Uhr der Wecker rappelte. Nach einem ausgiebigen Frühstück wurde das Seminar um 9 Uhr fortgesetzt. Eine Auflockerungsrunde mit einem Wortfindungsspiel hat uns zuerst mal richtig wach gemacht.
Sodann war ein Rollenspiel angesagt mit dem Thema: Eine Vorstellungsrunde des Kreuzbundes in einer Klinik. Lutz und Nele waren die Vorsteller, alle anderen mimten die Patienten – und diese haben es den Vorstellern wirklich nicht leicht gemacht!
Jeder Charaktertyp wurde verkörpert, und einige glänzten in ihren Paraderollen. Jeder konnte beobachten, wie schwierig es teilweise ist, die Patienten zu akzeptieren und zu motivieren und insbesondere das Gespräch interessant und ansprechend zu gestalten.
Im Anschluss daran wurden in Kleingruppen folgende Fragen bearbeitet:
Was sind die Ziele des Kreuzbundes?
Gruppenteilnehmende gewinnen – Information über Selbsthilfe – Nutzen der Selbsthilfe aufzeigen –
Kreuzbund bekannt machen
Was sind die Erwartungen der Klinik?
Weitere Betreuung – niedrigschwellige Rückfallprävention – Stabilisierung der Abstinenz –
persönliche Betroffenheit der Gruppenteilnehmer/-innen im Gegensatz zur professionellen Therapie
Was sind die Erwartungen der Patienten?
Ansprechperson auf Augenhöhe – Lichtblick für die Zukunft – interessante Veranstaltung –
Verständnis – Motivierung – ehrliche Information
Was sind die Inhalte der Vorstellung?
Zweck der Selbsthilfe – Gruppenarbeit – Gruppengeheimnis – Offenheit für alle Suchtformen –
Hilfestellung für Angehörige – Begleitung im Alltag – Freizeitangebote – eigene Erfahrungen –
Fortbildungsangebote – keine Stigmatisierung – Umgang mit Rückfälligen – Ansprechperson in Krisensituationen
Beim Mittagessen im gemütlichen Speisesaal konnten die Teilnehmenden verschnaufen und wieder Kraft sammeln für den Nachmittag.
Paarweise wurden Vorträge erarbeitet, die glaubwürdig, lebendig und einladend sein sollten und als Gesprächseinstieg dienen können. Hierbei war es besonders wichtig, gute Argumente zu haben und eigene Erfahrungen bzw. konkrete Beispiele einzubringen.
Wichtig bei Vorstellungsrunden ist:
- authentisch sein und bleiben
- die Selbsthilfe in den Vordergrund stellen und nicht die jeweilige Organisation
- einige Worte über den Verband von der Gründung bis heute sind empfehlenswert, das muss aber kurz gefasst sein
- inwieweit über den eigenen Suchtverlauf gesprochen wird, muss jeder für sich selbst entscheiden, es hängt auch von den anwesenden Patienten ab
- die Gruppe, deren Regeln und den Umgang untereinander erklären. Viele Menschen in der Entgiftung bzw. während der Therapie können sich Selbsthilfe in der Gruppe bzw. deren Ablauf nicht vorstellen, d.h. es bedarf der Erklärung.
- Augenmerk darauf richten, dass es keine Ein-Mann-Show bzw. Endlosmonolog wird, d.h. nach Möglichkeit sollen die Patienten in das Gespräch mit einbezogen werden.
- Unterlagen, Faltblätter, Zeitschriften, Visitenkarten etc. zur Mitnahme bereitlegen.
- Natürlich soll auch auf die Vorteile des Kreuzbundes hingewiesen werden: Seminarangebote, Freizeitaktivitäten, Gruppenabende richten sich an Betroffene und Angehörige, soziale Einbindung und Kommunikation.
Wichtig bei Vorträgen ist:
- Man muss sich sicher fühlen
- Die Atmosphäre im Raum sollte positiv sein
- Der Vortrag sollte auf die Anwesenden angepasst werden
- Aus einem Vortrag kann evtl. auch eine Gruppenstunde werden
- kein Eigenlob
- zu zweit in die Vorstellungsrunde gehen
- Erklärungen, dass Abstinenz ein Prozess ist
- Fragen stellen, z.B. Was ist das Schlimmste, was Dir passieren könnte, wenn Du nicht mehr trinkst
Resümee aus diesem Seminar
Ein Patentrezept gibt es nicht. Man muss sich immer auf die jeweilige Situation einstellen und stets flexibel sein.
Die Abschlussfragen
Mein Gesamteindruck ist…
überwiegend positiv – sehr lehrreich – sehr gut – positiv – gut – sehr konstruktiv –
eine nette Runde – sehr informativ – erfolgreich – viel gelernt ohne zu büffeln –
auch andere kochen nur mit Wasser
Ich habe gelernt…
vieles – dass ich in vielem richtig liege – wie ich meinen Vortrag verbessern kann –
es gibt keinen Königsweg, aber ich werde meinen Weg finden – ich darf mehr Mut haben und darf mehr Mut zeigen –
einfach normal auftreten – dass es andere Vorstellungsarten gibt –
mehr auf Patienten eingehen bzw. auf sie zugehen – dass das Thema Sucht sehr vielseitig ist –
dass ich keine Scheu haben brauche – nichts ist pauschal zu handhaben
Ich möchte noch sagen…
manchmal ist weniger mehr – ich freue mich auf das nächste Seminar – kommt gut heim – macht weiter so –
und macht so weiter – Danke an Gunhild und Maritta – ich bin gespannt auf meinen ersten Klinikbesuch –
es war ein lehrreiches und gelungenes Seminar
Offen geblieben ist…
Erfolgsmeldung – kann ich heute noch nicht sagen – das Ende, und das ist gut so – nichts –
es hat mir alles sehr gut gefallen – das Patentrezept – zu tun – künftig alles mutig angehen
Beim Seminarabschluss betonte Gunhild, dass die Teilnehmenden die Klinikarbeit schon sehr gut gemacht haben. Sie motivierte, noch mutiger und selbstbewusster zu sein – das dürfen sich alle trauen. An diesen beiden Tagen hat sie mal wieder erfahren, dass der Kreuzbund von den unterschiedlichen Menschen lebt. Es hat ihr Spaß gemacht, und sie kommt gerne wieder.
Mit abschließenden Worten bedankte sich Maritta für die Aufmerksamkeit und Disziplin während des Seminars und wünschte allen Teilnehmenden und auch unserer netten Referentin einen guten Nachhauseweg und ein schönes Restwochenende.