Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft

für Suchtkranke und Angehörige

Diözesanverband Freiburg e.V.

KreuzbundDiözesanverband Freiburg e.V.

Bericht: Gruppenleitungs Arbeitstagung Nov. 2016

Zeit11.–13.11.2016
OrtSchön­statt­zentrum Oberkirch
ThemaHat Toleranz auch Grenzen?
ReferentKlaus Harter, Sigmaringen
BerichtFriedrich Mey
BilderKlaus Querbach

Bevor der Einstieg in das Seminar­thema erfolgt, werden die Erläuterung von Fachbegriffen und die Aus­einander­setzung damit vorgenommen. In diesem Kontext wird insbesondere auf die Gruppenleitkultur und die Bindekräfte innerhalb der Gruppe abgehoben. Im Einzelnen handelt es sich um die nachfolgenden Begrifflichkeiten:

1. Toleranz, auch Duldsamkeit,

ist allgemein ein Geltenlassen und Gewährenlassen fremder Überzeugungen, Handlungsweisen und Sitten. Umgangssprachlich ist damit heute häufig auch die Anerkennung einer Gleichberechtigung gemeint, die jedoch über den eigentlichen Begriff („Duldung“) hinausgeht.

Das zugrundeliegende Verb tolerieren wurde im 16. Jahrhundert aus dem lateinischen tolerare („erdulden“, „ertragen“) entlehnt. Das Adjektiv tolerant in der Bedeutung „duldsam, nachsichtig, großzügig, weitherzig“ ist seit dem 18. Jahrhundert, der Zeit der Aufklärung belegt, ebenso die Gegenbildung intolerant, als „unduldsam“, keine andere Weltanschauung gelten lassend als die eigene.

Der Gegenbegriff zu Toleranz ist die Intoleranz, in der Bedeutung „Unduldsamkeit“ im 18. Jahrhundert aus dem französischen intolérance entlehnt. Als Steigerung der Toleranz gilt die Akzeptanz, die gutheißende, zustimmende Haltung gegenüber einer anderen Person oder ihrem Verhalten
(Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Toleranz).

2. Akzeptanz

(von lat. „accipere“ für gutheißen, annehmen, billigen) ist eine Substantivierung des Verbes akzeptieren, welches verstanden wird als annehmen, anerkennen, einwilligen, hinnehmen, billigen, mit jemandem oder etwas einverstanden sein.

Dementsprechend kann Akzeptanz definiert werden als Bereitschaft, etwas oder jemanden zu akzeptieren (Drosdowski, 1989).

Es wird deutlich, dass Akzeptanz auf Freiwilligkeit beruht. Darüber hinaus besteht eine aktive Komponente, im Gegensatz zur passiven, durch das Wort Toleranz beschriebenen Duldung. Akzeptanz drückt ein zustimmendes Werturteil aus und bildet demnach den Gegensatz zur Ablehnung (Aversion).

Der Akzeptanzbegriff gewinnt einen ersten Bezugsrahmen, indem Akzeptanzsubjekt, Akzeptanzobjekt und Akzeptanzkontext unterschieden werden.
(Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Akzeptanz)

3. Ignoranz, Unwissenheit

(auch Unwissen oder Unkenntnis) oder Missachtung zeichnet sich dadurch aus, dass eine Person etwas – möglicherweise absichtlich – nicht kennt, nicht wissen will oder nicht beachtet (missachtet).

Das Wort Ignoranz ist im Deutschen seit dem 16. Jahrhundert belegt und geht etymologisch auf das lateinische Substantiv ignorantia „Unwissenheit“ zurück. Das Verb ignorieren wurde aus lateinisch ignorare „nicht wissen“, „nicht kennen wollen“ entlehnt, das im Ablaut zu ignarus (von in-gnarus) „unwissend“ und zu gnarus „einer Sache kundig“ steht. Des Weiteren zählen die Wörter zur Wortfamilie von lateinisch noscere „erkennen, kennen­lernen“.[1] „Ignoranz“ oder „ignorieren“ bedeutet also, dass eine Person einer Sache unkundig ist oder sich absichtlich nicht mit dieser befassen möchte.<br/>
(Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Ignoranz)

4. Hochmut

unter Hochmut (lateinisch magnanimitas, superbia) versteht man seit der frühen Neuzeit den Habitus von Personen, die ihren eigenen Wert, ihren Rang oder ihre Fähigkeiten unrealistisch hoch einschätzen.

Seit seiner Entstehung in der biblischen Zeit hat der Begriff parallel zum Wandel des Menschenbildes einen beständigen Bedeutungswandel durchlaufen.

Die römisch-katholische Kirche übersetzt die lateinische superbia auch als Stolz. Stolz kann als durchaus berechtigt und keineswegs als sündig empfunden werden. In diesem Sinne wird der Begriff auch mittlerweile meist gebraucht: Die negative Konnotation ist, wo nicht verschwunden, so doch an den Randbereich möglicher Bedeutungsnuancen geraten. Zeitgemäßer sind dementsprechend Ausdrücke wie Arroganz oder Anmaßung, in denen der religiöse Bezug weitgehend verblasst ist. So werden die meisten Zeitgenossen Arroganz leichter definieren können als etwa Hybris oder Hochmut und zu dem Schluss kommen, arrogant seien insbesondere „Leute, die auf andere herabsehen und sich für etwas Besseres halten“ o. ä.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Hochmut)

Der Raum innerhalb des Stuhlkreises bildet die Szenenfläche. Mit Hilfe von Seilen, die in einem rechten Winkel angeordnet werden, erfolgt eine Unterteilung der Szenenfläche in etwa vier gleich große Bereiche. Die vier Bereiche werden mit den zuvor definierten Begrifflichkeiten bezeichnet.

Gegenüber den Teilnehmern wird die Aufgaben­stellung formuliert, jeder soll sich in den Bereich mit der entsprechenden Bezeichnung (Begrifflichkeit) begeben, durch den sich der Einzelne am besten angesprochen fühlt. Aufgrund dieser Art der Handlungsweise bilden sich vier Gruppen mit unter­schied­licher Anzahl von Personen.

Das weitere Vorgehen besteht nunmehr darin, dass sich die einzelnen Mitglieder der Gruppen mit den nachfolgenden Frage­stellungen zu beschäftigen haben.

a. Warum bin ich in dieser Gruppe?
b. Was will ich von der anderen Gruppe wissen

Die Beantwortung der formulierten Fragen erfolgt sowohl individuell als auch gruppenspezifisch. Hierbei entsteht eine teilweise sehr kontroverse Diskussion. Durch den Referenten erfolgt eine „Sammlung“ von Schlagworten, die in den verbalen Aus­einander­setzungen (Diskussionen) zwischen den Teilnehmern fallen. Im Anschluss daran wird der Versuch unternommen, die einzelnen Schlagworte den Gruppen zuzuordnen. Hierbei ergeben sich teilweise keine klaren Abgrenzungen. Einzelne Schlagworte können mindestens zwei oder sogar allen vier Bereichen zugeordnet werden.

Aus den Diskussionsrunden in den vier Gruppierungen kristallisieren sich Sprecher heraus, die die Antworten auf die formulierten zwei Frage­stellungen vortragen.

Als Fazit ist die Feststellung zu treffen, dass alle vier Begrifflichkeiten zusammengehören und wechselseitig Anwendung finden. In der Summe und somit Wahrnehmung handelt es sich um einen ständigen Prozess.

Jeder einzelne von uns wechselt im alltäglichen Umgang von einem der genannten Begrifflichkeiten zum anderen. Die Übergänge erfolgen in diesem Zusammenhang fließend. Hierdurch wirke ich authentisch auf den offenen Betrachter. Das ständige Verharren nur in einem der vier Bereiche wäre somit eine unnatürliche Verhaltens­weise.

Die zuvor erworbenen theoretischen Kenntnisse finden Anwendung in einem aktiven Rollenspiel. Hierzu werden die Vorgaben formuliert. Der Neuzugang in einer Kreuz­bund­gruppe ist als typischer Ignorant einzustufen. Die „innere“ Kraft der Gruppe (=Verbundenheit, aus der alle schöpfen) ist dabei behilflich, dass auch bei einer solchen Fall­gestal­tung tolerante und akzeptable Reaktionen ermöglicht werden.

Bei diesem Rollenspiel kommt der Gruppen­leitung eine tragende Funktion zu. Aus diesem Grund wird zur Unter­stützung die Persönlichkeit der Gruppen­leitung in verschiedene Positionen aufgesplittet.

In der sich bei der Nachbetrachtung zu dem Rollenspiel ergebenden Diskussion wird mehrfach der weitere Begriff „Demut“ artikuliert. Im Rahmen des Versuchs einer Definition ergeben sich zwei unter­schied­liche Positionen. Auf der einen Seite wird Demut mit Unterwerfung (=Kapitulation) gleichgesetzt. Andererseits ist der Begriff als eine bestimmte Form der Machtausübung zu interpretieren.

Übermut (=Leichtsinn) ist das Gegenteil von Demut. Demut hat aber auch etwas mit Stolz zu tun (ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe!).