Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft

für Suchtkranke und Angehörige

Diözesanverband Freiburg e.V.

KreuzbundDiözesanverband Freiburg e.V.

Bericht: Männer Seminar 2014

Zeit19.–21.9.2014
OrtBildungshaus St. Bernhard
ThemaGrenzen setzen – wer Deiche baut, gewinnt Land
ReferentOtmar Wegerich, KISS Pfalz Selbsthilfetreff Pfalz e.V.
BerichtMatthias Rossius, Karlsruhe
BilderRedaktion

Am Freitag gegen 18 Uhr fanden sich 14 Teilnehmer (einschl. Referent Otmar Wegerich und Leiter Klaus Querbach) im Bildungshaus St.Bernhard ein, bezogen Ihre Unterkünfte und aßen gemeinsam zu Abend. Etwa eine Stunde später versammelten wir uns erstmalig in dem für uns vorgesehenem Seminarraum. Im Einzelnen stellte sich nun ein jeder der Gruppe vor und nannte auf Wunsch des Referenten auch sein Motivation dafür dieses Seminar zu besuchen. Manch alte Gesichter und auch einige Neue Gruppen Mitglieder begrüßte somit Leiter und Referenten. Zum Abschluss des ersten Abends gab Klaus noch den etwaigen Ablauf des Seminars bekannt und schließlich trafen sich, wie immer obligatorisch, der Eine und der Andere zum Eisessen in der Altstadt.

Am Samstag Morgen nach dem Frühstück besprachen wir zu Beginn zunächst grundsätzliches zur Kommuni­kation gemäßdem Sender-Empfänger-Model, etwas über Grenzen im Allgemeinen und der Emanzipation beider Geschlechter, sowie deren Wirkung auf das heutige Rollenverhalten. Darin kam zum Ausdruck wie problembehaftet die Altersgruppe zwischen 35 und 65 (alte Schule) gegenüber der heutigen Jugend mit der Definition von Grenzen umgeht; Damals wurde der „alten Generation“noch die Angst vor Liebesentzug pädagogisch angedroht, was zur Folge hat das auch heute noch eine Abweisung oder das setzten einer Grenze den faden Beigeschmack behält. Das Verständnis der Mitteilung (Inhalt, Gewicht, Rhetorik), die Metakommunikation (das Reden über Kommuni­kation) und Erläuterungen zum *Eisbergmodell, dem *Kommuni­kationsquadrat und *Gesprächsstören und -förderer wurden des Weiteren kurz angesprochen.

Nun machten wir eine erste praktische Übung in Form von Rollenspielen. Dazu fanden sich 5 Personen aktiv in einem inneren Kreis und der Rest zur Beobachtung im äußeren Kreis. Aufgabe war es dem Gegenüber oder Nachbarn in leiser, ängstlicher, bestimmter, lauter und ruhiger Art und Weise nacheinander "Nein" zu sagen. Dabei wurde beobachtet das Dialekt und Herkunft beim Ausdruck der Verneinung eine große Rolle spielten und dass das Verhalten der Einzeln von Mal zu mal sicherer und deutlicher wirkten.

Nach einer Pause sprachen wir über das Setzen und Durchsetzten von Grenzen. Im Einzeln über deren Art (feste, flexibel, situationsbedingt Grenzen) und Weise (anmaßend, übergehend, unachtsam, stereotyp), über deren Entstehung und auch Hintergründe. Der Umgang mit Wut wurde hierzu ebenso thematisiert wie das Erkennen der persönlichen Grenzen, ihrer Entstehung und unser Bewusstsein oder nicht Bewusstsein eigener Grenzen. Anschließend führten wir nun die erste Gruppenübung zu diesem Thema aus. Im Nachhinein wurden die Ergebnisse dieser Übung gruppenweise vorgetragen und besprochen.

Versuche also deine Grenzen auszuloten:

  • Welche deiner Bedürfnisse sind dir so wichtig, dass deren Missachtung eine Grenz­über­schreitung für dich bedeutet? (Zum Beispiel das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Fairness oder Respekt)
  • Was ist die so wichtig, dass du dafür kämpfst, wenn diese für dich wichtige Sache durch andere verletzt wird? (Zum Beispiel wenn jemand eine Person öffentlich duch den Kakao zieht!)
  • Welches Verhalten anderer Menschen verletzt deine Grenzen?
  • Was ist fuer dich nicht in Ordnung?
  • Was muss jemand tun, um deine Grenzen zu überschreiten?
  • Welches Verhalten bist du nicht länger breite zu tolerieren?
  • Wann hast du dich das letzte Mal in Kontakt zu einem anderen Menschen schlecht gefühlt und welche deiner Grenzen wurde da eventuell überschritten?

Frage dich aber auch:

  • Wann und wo erlaubst du anderen Menschen, nahe an dich heranzukommen?
  • Wer darf in welcher Situation Dinge, die andere nicht dürfen?
  • Welchen Menschen erlaubst du was? (Von wem nimmst du gerne Kritik an und von wem eher nicht?)

Diese Fragen helfen dir dabei dich und deine Grenzen besser zu verstehen. Dieser Schritt ist extrem wichtig. Überhaupt hilft es extrem sich hin und wieder einen Inneren Frühjahrsputz zu unterziehen und seine aktuelle Situation aufzudecken und zu bewerten! Frage dich ganz bewusst nach deinen Grenzen!

Nach einer nächsten kurzen Pause machten zum Tagesabschluss noch ein weiteres praktisches Rollenspiel das eine typische Kreubundgruppensitzung wiederspiegeln sollte in der ein Gruppen­mitglied ständig vorlaut und besserwisserisch agieren sollten (was auch all zu oft alltäglich bekannt erschien). Hierzu kam ein Gruppensprecher und vier weiter Probanden.

In der ersten Phase fand die Ausübung dieses Rollenspieles statt welches sofort angeregt, schnell und sogar erschreckend authentisch ausgeführt wurde das Es zum Teil emotional in die Realität abzugleiten drohte. Als alte Hasen jedoch hatten die Mitglieder dieses auch ohne Zugriff von außen allzeit gut im Griff. In der zweiten Phase, der Analyse, fand zu des eine ordentliche Selbstreflexion statt in der einstimmig die Kontrolle des Gruppenleiter gelobt wurde. Als Resultat wurde erkannt das diese Form der Gruppenübungen eine gute Möglichkeit bietet schwierige Situation objektiver zu erfassen und damit sachlicher zu behandeln sind.

Wie bereits traditionell verankert sind wir schließlich wieder alle gemeinsam zum Eisessen in die Rastätter Altstadt gegangen und haben so zu den Samstag­abend abgefunden und gekrönt.

Am Sonntag trafen wir und nach dem Frühstück wieder mit der Frage: Darf mich mich selbst so wichtig nehmen?

Da diese Frage einen wichtigen Punkt zum Thema der „persönlichen Grenzen“darstellt, ist es wichtig sich selbst hierbei wichtig genug zu nehmen und auch bereit zu sein für sich einzustehen. Grundsätzlich gilt es durch das setzen der Grenzen niemanden aktiv zu Schaden, aber auch wenn es vermessen klingt, sich selbst als den wichtigsten Menschen im Leben anzusehen! Selbstlosigkeit ist zwar ein hehres Ziel, aber man sollte sich darüber im Klaren sein das man anderen nur etwas geben kann wenn man gut für sich selbst sorgt.

Wer zu oft selbstlos ist, ist schnell sich selbst los

Es ist als ob wir eine innere Batterie haben mit der sorgsam Haushalten sollten. Hierzu gehört es sich zu fragen was einem gut tut und herauszufinden wie, wo, wann und was dazu nötig ist den persönlichen Akku aufzutanken.

Zu guter Letzt bekamen wir noch eine Gruppenaufgabe in der folgende Frage erörtert und anschließend gemeinsam besprochen wurden:

  1. Welche sind persönliche Grenzen die ich als einengend empfinde?
  2. Wie kann ich diese Grenzen erweitern? In welcher Situation z.B. oder welcher Person?
  3. In welchen Bereichen möchte ich in Zukunft besser für mich sorgen? Und
  4. Wo definiere ich also meine Grenzen neu? Wem gegenüber in welcher Situation?

Zusammenfassen besprachen wir all das Voran­gegangen und wiederholten inhaltlich noch mal alles zum Thema „Grenzen setzen“. Hierzu finden sich im Anhang noch einige hilfreich Links und Quellverweise. Nach Mittagessen war das Seminar abgeschlossen und ein jeder ging seines Weges und probiert nun hoffentlich Erlerntes in Zukunft aus.