Bericht über das Frühjahrstreffen am 03.06.2012 in Pforzheim
Die Seniorenbeauftragten und Organisatoren Rolf Stratemeyer und Kurt Hasenfratz haben zum Frühjahrstreffen am 03.06.2012 nach Pforzheim eingeladen. An dem vereinbarten Treffpunkt am Hauptbahnhof hatten sich 25 Teilnehmer eingefunden.
Das gemeinsame Mittagessen wurde im Restaurant 'Schlosskeller' gegenüber dem Hauptbahnhof eingenommen. Der Betreiber hat ausnahmsweise die Räumlichkeiten an diesem Sonntag für die Gruppe geöffnet. Mit schwäbischer Küche ist für das leibliche Wohl gesorgt worden.
Gestärkt waren alle Beteiligten, sowohl mental als auch körperlich gerüstet, um sich anschließend mit Geschichte und Kultur zu befassen.
Der Höhepunkt des Tages stellte die für den Nachmittag geplante Besichtigung des Schmuckmuseums im Reuchlinhaus dar. Auf dem Spaziergang dahin, durch die Innenstadt mit Fußgängerzone, Einkaufszentren, Theater und Kongresszentrum, konnten die Teilnehmer einen kurzen Einblick in die Stadtgeschichte nehmen. In der jüngeren Vergangenheit hat insbesondere ein Datum einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Dreitälerstadt an Nagold, Enz und Würm genommen. Durch den Bombenangriff am 23.01.1945 sind weite Teile der Innenstadt komplett zerstört worden. Darüber hinaus waren 18.000 Tote zu verzeichnen. In jedem Jahr wird an dieses Datum erinnert.
Das heutige Erscheinungsbild wird noch stark durch den Wiederaufbau nach der Zerstörung geprägt. Die Stadtentwicklung verfolgt jedoch das Ziel, Pforzheim ein eigenständiges, unverwechselbares Erscheinungsbild zu geben. Rahmenbildend sind insbesondere Gebäude und Platzgestaltungen der 1980-er und 1990-er Jahre.
Für die Besichtigung des Schmuckmuseums im Reuchlinhaus war eine Führung durch die Ausstellungen unter der Leitung von Frau Julia Kleinbeck organisiert. Das Reuchlinhaus ist 1961 als städt. Kulturzentrum Pforzheims eingeweiht worden. Die Entwürfe im 'International Style' stammen von Architekt Manfred Lehmbruck und sind eine Hommage an Ludwig Mies van der Rohe. Damals wie heute zählt das Haus zu den architektonisch interessantesten Museumsbauten.
Die rund 2.000 Exponate in den beiden Dauerausstellungen zeigen die Vielfalt der Schmuckkunst aus fünf Jahrtausenden. Die Dauerausstellungen sind in zwei Abteilungen aufgegliedert. Die eine beinhaltet die historische Sammlung und die andere die moderne mit dem Beginn des Jugendstils.
Ab 1889 dauerte die künstlerische Bewegung des Jugendstils kaum 20 Jahre. Sie manifestierte sich vor allem in der Architektur und dem Kunsthandwerk. 'Art Nouveau' – neu sollte alles sein. Keine Aneignung vergangener Epochen. Ein frischer und zugleich symbolischer Stil eroberte Europa. Frankreich wurde das Zentrum des Jugendstils, sein herausragender Vertreter war René Lalique. Sein Auftritt bei der Weltausstellung im Jahr 1900 in Paris war spektakulär und trug zum Durchbruch des neuen Stils bei. Motive aus Tier- und Pflanzenwelt und Frauen sind die Hauptelemente einer symbolverklärten Gestaltung. Fabelwesen, wie Einhorn und Drache tauchen ebenso auf wie Nymphen und Mischwesen.
Mit dem Ende des 1. Weltkriegs war auch die Epoche des Jugendstils zu Ende. Die Welt hatte sich grundlegend gewandelt. Klare kraftvolle Formen und Farbe, die sog. Maschinenästhetik, und die Ideen des Bauhauses stehen für den neuen Zeitgeist. Im Jahr 1925 fand in Paris die ' Exposition Internationale des Arts Decoratifes et Industriels Modernes (Industrial Exposition of Modern Industrial and Decorative Arts)' statt. Daraus wurde in den 60-er Jahren des vorigen Jahrhunderts der Begriff 'Art Déco' abgeleitet. Er steht heute für eine ganze Epoche des Designs und Kunsthandwerks. Schon in diesen Jahren entwickelte sich eine neue Auffassung von Schmuck. Persönlichkeiten wie Elisabeth Treskow und Philipp Oberle sind die ersten Vertreter dieser auf eine eigenständige Ausdrucksweise ausgerichteten Schmuckkunst.
In den späteren 1950-er Jahren wird die neue Auffassung von Schmuck immer deutlicher sichtbar. In der Schmuckherstellung finden Anfang der 1970-er Jahre neue Materialien ihre Verwendung. Die Zielrichtung der neuen 'Pop Art' besteht in der Provokation.
In der historischen Abteilung werden Exponate aus der Antike, dem Mittelalter und der Renaissance gezeigt. Schmuckstücke sind nicht nur Gebrauchsgegenstände, sondern haben auch symbolischen Charakter. Mit Darstellungen aus der Tier- und Pflanzenwelt und von Fabelwesen wird dies zum Ausdruck gebracht.
Nach der Fülle von kulturellen Eindrücken hatten sich die Teilnehmer eine weitere Stärkung im angrenzenden Museumscafé verdient. Mit vielen neuen Eindrücken und Erkenntnissen wurde im Anschluss daran die Heimreise angetreten.
Alle waren sich darüber einig, einen schönen Tag erlebt zu haben. An dieser Stelle sei den beiden Organisatoren für ihr Engagement nochmals gedankt.
Friedrich Mey, Gruppe Löffingen, Fotos: Rolf Stratemeyer