mit Frau Beate
Dörflinger und Frau Jacqueline Pfann
Die
zwei Tage zum Thema Macht - Ohnmacht wurden von den beiden Referentinnen
sehr behutsam und professionell moderiert.
insgesamt nahmen 17 Teilnehmer/innen der Diözese Freiburg aus
verschiedenen Kreuzbundgruppen teil.
St.
Bernhard präsentierte sich im Herbstkleid sehr einladend, umrahmt
von schönen alten Bäumen mit herrlich bunten Blättern, es ist schon ein
„Hingucker“.
Bei einem gemeinsamen Abendessen, das in angenehm lockerer Atmosphäre
stattfand trafen sich die Teilnehmer/innen. Viele kannten sich aus
vorangegangen Seminaren oder Gruppen, wenige waren zum ersten mal dabei.
Die Wiedersehensfreude war groß und es kamen schnell gemeinsame
Gesprächsthemen auf. Die beiden uns begleitenden Referentinnen begrüßten
uns sehr herzlich und machten neugierig auf das, was da wohl kommt.
Bereits am Abend begann das Seminar.
Sich kennen lernen
Anhand eines Ballspiels mit Namenszuruf in entspannter Atmosphäre wurde für die Gruppe das Kennenlernen erleichtert, bereits in dieser Runde wurde viel gelacht. Die Gestaltung der Arbeitsumgebung ist bei so einem emotionalen und schwierigen Thema sehr gelungen, es standen auch Leckereien zu Verfügung.
Übung zum Thema Macht- Ohnmacht
Ausgewählte Motive zum Thema, z.B. Fotos mit einem Feuerwerk, Nebellandschaft, etc. lagen in der Mitte des Raumes. Aufgabe war, dass sich jeder Teilnehmer/in ein Motiv auswählte, das ihn aktuell situativ ansprach und dazu sagen durfte was ihn/sie bewegte.
Macht, Machtmensch, gelebte Macht
Aus vielen persönlichen Vorerfahrungen, wird MACHT eher negativ interpretiert und bewertet. Anhand schlechter Erfahrungen, evtl. wenn noch Gewalt mit im Spiel ist ,macht es Angst und wird umgangen. Aber, Macht kann ganz subtil und gezielt bei Opfern eingesetzt werden, d.h., der Schwächere wird benutzt da dieser keine anderen Möglichkeiten zur Verfügung hat.
Das Drama - Dreieck (Skript)
Machtmensch:
Typische Redewendungen: Du darfst....Du sollst, du musst....Du hast
Schuld.... Immer tust du....Gib mir endlich....
Der Machtmensch benutzt Befehle und Anweisungen. Seine Sprache bringt
immer wieder
Vorwürfe und Drohungen hervor. Er geht davon aus, dass das Opfer immer
Schuld hat und Erziehung benötigt.
Vorteile: Oft bekommt der Machtmensch was er möchte.
Nachteile: De facto wird er von anderen nicht respektiert,
sondern eher gefürchtet. Die Beziehungen zu anderen Menschen sind ohne
Wärme und Intimität.
Bedürfnisse: Der Machtmensch möchte sich wichtig und stark fühlen. Er
hat Angst davor, übersehen bzw. überwältigt zu werden.
Opfer: Typische Redewendungen: Ich kann nicht... Ich schaffe es
nicht... Ich weiß nicht wie... Es ist alles meine Schuld...
Das Opfer benutzt Negationen, Verleugnungen und Dementis, Selbstmitleid
und Themenwechsel charakterisieren seine Redeweise. Das Opfer glaubt
daran, dass es zu Misserfolg verdammt ist und sich nicht ändern kann.
Vorteile: Die anderen müssen die Last der Verantwortung tragen.
Das Opfer setzt sich keine anspruchsvollen und anstrengenden Ziele.
Nachteile: Wenig Selbstachtung, Machtlosigkeit, Vergeudung der
eigenen Talente.
Bedürfnisse: Das Opfer wünscht sich, von anderen beschützt und
umsorgt zu werden. Es hat Angst vor Einsamkeit und der eigenen
Aggressivität.
Retter:
Typische Redewendungen: Ach, du Armer... Nimm’s nicht so schwer... Es
wird schon wieder... Du darfst das doch nicht... Wie konntest du nur...
Gegenüber dem Opfer benutzt der Retter häufig Herabsetzungen gegenüber
dem Machtmensch Ermahnungen und Warnungen. Der Retter geht davon aus,
dass das Opfer inkompetent und unfähig zur Selbsthilfe ist. Den
Machtmenschen hält der Retter für moralisch zweifelhaft und egoistisch.
Vorteile: Der Retter umgibt sich gern mit der Glorie des Guten,
daher kann er bis zu einem gewissen Grade den Machtmenschen und das
Opfer manipulieren und kontrollieren.
Nachteile: Der Retter ist immer in der Gefahr, zwischen beiden
Parteien aufgerieben zu werden. Er hat Angst, seine Freunde zu
verlieren. Seine eigenen Ziele sind ihm oft unklar.
Bedürfnisse: Der Retter möchte von jedem geliebt werden. Er bezieht
seine Sicherheit daraus, dass andere ihn brauchen. Er hat Angst, die
anderen könnten bemerken, dass er weniger gut und kompetent ist, als
seine Rolle vermuten lässt.
Dass Macht auch positiv sein kann, darüber haben wir lange und aus
verschiedenen Perspektiven gesprochen.
Ich habe die Macht,
etwas positives zu gestalten, zu bewegen, ich muss das positive dann
aber auch Vorleben, d.h., Modell sein. Den Anderen Motivieren, Loben,
Bestärken, Voranbringen.
Die Erkenntnis der Gruppe war, jeder interpretiert Macht anders, jeder
reagiert darauf anders, erlebt Macht anders, bewertet Macht anders,
Macht hat viele Gesichter.
Sie können unterschiedliche Definitionen auch im Internet nachlesen.
Rollenspiel zur eigenen Rollenfindung
Hintergrund ist, welche eigene Rolle nehme ich ein? Die des Retters, der Macht, des Opfers?
Beispiel:
Die Schwangere in der Straßenbahn erhält einen Sitzplatz. Drei Personen,
die Schwangere, der bereits sitzende Fahrgast, der Retter.
Die Situation ist folgend: Die Sitzplätze in der Straßenbahn sind
alle belegt und die schwangere, der es sichtlich nicht gut geht, bittet
um einen Sitzplatz. Der sitzende Fahrgast musste von der dritten Person,
genannte Retterin dazu bewegt werden, den Platz frei zu machen.
Die Schauspielerischen Qualitäten der drei Personen war hervorragend,
wir haben viel gelacht, aber, wir konnten anhand der Aufgabenstellung
und mit Unterstützung in der Reflektionsphase beider Moderatorinnen auch
die Problematik zur eigenen Rollenfindung herausarbeiten.
Danke, ohne diese Eindrücke wäre das nicht so gelungen.
Drei Bälle stehen symbolisch im Dreieck für Retter, Opfer und Macht.
Freiwillig stellte sich eine Teilnehmerin der schwierigen Situation die
einen Bezug zu ihrem Alltag hatte.
Mit
Unterstützung der Moderatorin wurde jede einzelne Rolle differenziert
erarbeitet.
Opfer: wie fühlt sich diese Rolle an? Gibt es Wege rauszukommen? Ängste
und Fragen?
Retter: wie fühlt sich diese Rolle an ? gibt es Wege rauszukommen?
Macht: wie fühlt sich diese Rolle an? Gibt es Möglichkeiten sich zu
verändern?
Das erkennen und
annehmen der verschiedenen Rollen und letztendes das annehmen der
eigenen Rolle war doch ein emotionaler und schmerzhafter Prozess.
Dass ich als Mensch in verschiedenen Rollen schlüpfe, wurde hier sehr
deutlich herausgearbeitet.
Ich bin als Opfer, als Retter und als Machtmensch in einem Wechselspiel
und lebe dies Rollen auch aus. Das ist ein ganz natürlicher Prozess, den
ich benötige um im seelischen Gleichgewicht bleiben zu können und im
Sozialen Gefüge meine Rolle zu sichern.
Abschlussrunde „Schnappschuss“
Selbstverständlich
ist es auch wichtig sich am Ende einer Selbsterfahrungstagung zu fragen,
ob wir Ziele erreicht haben. Welches Bild nimmt jeder mit?
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass jeder Teilnehmer/in für sich
persönlich einiges mitgenommen und zum Ausdruck gebracht hat: Auszüge
...
- fühlte mich angenommen, mir geht es gut, Prozess des Lernens,
Perspektivenwechsel, Lösungsansätze, Neues erfahren, interessantes
gehört, andere Ansichten und Meinungen gehört, Selbsterfahrung, neues in
mir selbst entdeckt, neue Ideen, Motivation zum weitermachen, Freude und
Spaß.
Am Ende der Tagung angekommen
Die beiden Tage
waren sehr anstrengend, wurden doch viele (schmerzliche) Emotionen
wieder erlebt/ durchlebt. Auch die Lebensgeschichten der anderen
Teilnehmer/innen wurden aufgenommen und lösten Emotionen aus.
Beide
Moderatorinnen waren für uns jedoch jederzeit präsent, wir konnten in
der Gruppe oder in Einzelgesprächen Unterstützung und Hilfe bekommen.
Sehr entlastend war auch, dass über die eigenen Gefühle in einem
geschützten Rahmen gesprochen werden konnte und auch zugehört wurde. Die
Gruppenmitglieder waren sehr aufmerksam und halfen sich gegenseitig, mal
mit Worten, Gesten oder Berührungen. Es waren nicht immer Lösungen
gefragt, sondern das Signal, „ich verstehe Dich“ „mir gings ähnlich“,
das tat sehr gut.
Alle die am Seminar teilgenommen haben, kamen sich menschlich näher, der
eine mehr- der andere weniger. Selbstverständlich haben wir auch
gelacht, uns gefreut, unsere Erfolge gesehen, Perspektiven entwickelt,
Miteinander gesprochen und uns gegenseitig zugehört, Spaß gehabt bei
Eisessen und Kaffeetrinken.
Zu guter letzt
St. Bernhard ist
atmosphärisch ein guter Ort zu solchen Inhalten. Großzügige
Räumlichkeiten, wunderbare Bilderzusammenstellungen mit sakralen
Motiven, ansprechende Farben im Gebäude, etc..
Die Mahlzeiten in der gesamten Zusammenstellung sind mehr als üppig und
liebevoll angerichtet, Vorsicht, Figurgefährdend!!
Die Nähe zur Stadtmitte ist natürlich auch angenehm, so können
Spaziergänge unternommen werden.
Ein Seminar kann nur so gut sein, wie sie die Teilnehmer/innen gestalten und mitgestalten.
Die Erfahrungen mit den Anwesenden waren gut----Ich komme wieder !!
Bericht von Irene Schmidt Gruppe Pforzheim I