Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft

für Suchtkranke und Angehörige

Diözesanverband Freiburg e.V.

KreuzbundDiözesanverband Freiburg e.V.

Bericht: Allgemeines Seminar I 2018

Zeit23.–25.2.2018
OrtGästehaus der Dominikanerinnen, Bühl-Neusatzeck
ThemaEmotionale Erpressung
ReferentinSigrid Trillich, PSB Mannheim
BerichtPetra Wachter, Karlsruhe-Durlach
BilderGerhard Häring, Karlsruhe

Nach einem freudigen Wiedersehen mit vielen Bekannten und Kennen­lernen neuer Gesichter bei einem Abendessen begann es mit der ersten Seminareinheit mit der neuen noch recht jungen Referentin Sigrid Trillich. Ich werde den Bericht in der männlichen Form schreiben; selbst­verständ­lich gibt es ebenso weibliche Erpresser und Erpresste.

Nach der Vorstellungs­runde, bei der wir jeweils einen anderen Seminar­teil­nehmer nach einem kurzen Vieraugengespräch vorgestellt haben, ging es mit einem Fragebogen los. Jeder musste ihn für sich selbst ausfüllen und schnell wurde jedem Einzelnen bewusst, wie empfänglich er für emotionale Erpressung ist.

Emotionale Erpressung ist keine einseitige Angelegenheit. Einer manipuliert - einer kapituliert. Nach dem Schema

Forderung – Widerstand – Druck – Drohung – Unterwerfung – Wiederholung

läuft es in den meisten Fällen ab. Der Erpresste zeigt durch sein Verhalten, dass man ihn erpressen kann.

Emotionale Erpressung ist eine Form von Manipulation, einer nahestehenden Person (Ausnutzung einer Beziehung bei der man die Ängste, Fehler usw. kennt) etwas aufzuzwingen. Der Erpresser will unbedingt seinen Willen durchsetzen. Er stellt seine Bedürfnisse klar über die der anderen Person, will Kontrolle ausüben und lässt Proteste oder Widerworte nicht zu bzw. überhört sie. Emotionale Erpressung gibt es selbst­verständ­lich auch im Berufsleben.

Bei der ersten Gruppen­arbeit wurden die Teilnehmer in Erpresser und Erpresster aufgeteilt. Wir arbeiteten Fragen aus Sicht des Erpressten aus, wie z.B. welche Verhaltens­weisen, Glaubenssätze oder Gefühle eher begünstigend für emotionale Erpressung sind, über die Folgen und Auswirkungen einer emotionalen Erpressung sowie typische Rechtfertigungen, warum man sich emotional erpressen lässt (z.B. der Klügere gibt nach, Hauptsache ich habe meine Ruhe).

Aus Sicht des Erpressers erarbeiteten wir die Hintergründe für sein Tun, was ihn antreibt und was in ihm vorgeht. Ebenso warum er es tut, was er davon hat und welche Strategien er anwendet (z.B. Du bist selbst schuld, dass ich dich so behandle).

Erschreckend sind die Folgen für den Erpressten (körperliche und psychische) und die Ursachen vom Erpresser (Minderwertigkeitsgefühle, pathologisches Verhalten, Machtgefühle, Willen durchsetzen).

Die Erpresser kann man in vier Gruppen unterteilen, welche sich auch vermischen können.

  1. Der Bestrafende: Widerstand löst Wut und Ärger aus
  2. Der Selbstbestrafende:gibt dem Erpressten Schuld an seinem Unwohlsein, droht z.B. mit Selbstmord
  3. Der Leidende: zeigt sich hilflos, abhängig, bedürftig
  4. Der Verführende: macht Versprechungen und stellt Belohnungen in Aussicht, welche aber niemals erfüllt werden

Zuletzt arbeiteten wir mit Frau Trillich Strategien aus, wie wir uns gegen emotionale Erpressung wappnen können. Sehr wichtig ist: Wir können unser Verhalten ändern, das Verhalten von Mitmenschen nicht.

  1. Nicht defensive Kommuni­kation

    Also keine Rechtfertigungen, Begründungen, Äußerungen von Kritik, Mauern oder Abwertungen. Besser Sätze verwenden wie: Ich gebe Dir recht, bin aber nicht Deiner Meinung. Lass und darüber reden, wenn Du Dich beruhigt hast.

  2. Den Erpresser als Verbündeten gewinnen

    Versuchen, den Anderen in die Problemlösung mit einzuziehen

  3. Tauschhandel

    Keiner gibt ohne selbst etwas zu erhalten.

  4. Humor

    In einer grundsätzlich guten Beziehung und sofern Humor zur Persönlichkeit passt, kann er eine hilfreiche Strategie sein, um festgefahrene Situationen aufzulockern.

  5. Gewaltfreie Kommuni­kation

    - dazu später mehr

  6. Verbindliche Vereinbarung treffen

    z.B. Wenn Du schreist, verlasse ich den Raum.

  7. Verantwortung abgeben und für die eigene Bedürfnisse einsetzen

    Ich bin für Dein Wohlergehen nicht verantwortlich.

Achtung: Bei körperlicher Gewalt oder Missbrauch helfen die Strategien nicht. Da benötigt es professionelle Hilfe.

Leider musste uns Frau Trillich am Samstag vor dem Abendessen verlassen. Vielen Dank nochmals für das abwechslungsreiche, tolle Seminar. Wir waren alle begeistert von ihr und freuen uns auf ein Wiedersehen in einem anderen Seminar. Nach dem Abendessen sind wir alle noch gemütlich zusammengesessen und haben uns blendend unterhalten.

Am Sonntagvormittag übernahmen Gerhard, Rolf und Bianca die weitere Gestaltung des Seminars und wir erfuhren vieles über die gewaltfreie Kommuni­kation nach Rosenberg [2]. Hier ist die folgende Reihenfolge zu beachten

  1. Beobachtung (Die schmutzige Wäsche liegt auf dem Boden)
  2. Gefühl (Ich fühle mich unwohl, wenn die Wäsche auf dem Boden liegt)
  3. Bedürfnis (Ich möchte gerne eine aufgeräumte Wohnung haben)
  4. Bitte (Bitte räume die Wäsche in den Wäschekorb)

Zu diesem Thema wurden uns Sätze vorgelesen, die zu beurteilen, ob sie korrekt zu diesen vier Aspekten geäußert sind, wir aufgefordert wurden. Es war äußerst interessant, wie schwierig es uns zum Teil fiel, dies genau zu unterscheiden.

Insgesamt haben es Gerhard, Rolf und Bianca super hinbekommen, uns die gewaltfreie Kommuni­kation näher zu bringen. Auch ihnen unseren herzlichen Dank.

Fazit dieses Seminars: Es war wieder supertoll, interessant und lehrreich.

 

Literatur:

[1] Susan Forward, Donna Frazier; Emotionale Erpressung; Goldmann, München 2000
ISBN 978-3-442-15089-2

[2] Marshall B. Rosenberg; Gewaltfreie Kommuni­kation; Junfermann, Paderborn 2016
ISBN 978-3-95571-572-4