Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft

für Suchtkranke und Angehörige

Diözesanverband Freiburg e.V.

KreuzbundDiözesanverband Freiburg e.V.

 

Die 5 Säulen der Identität

Unsere Gruppe, Pforzheim 1 wollte sich einmal Zeit nehmen und länger an einer Thematik arbeiten. Wir entschieden uns zum Thema Identität und luden alle Kreuz­bund­gruppen von Pforzheim zu einem Seminartag ein.

Wir wünschten uns eine Moderatorin die unser Anliegen aufnahm und Hilfestellung geben konnte. Mit Beate Dörflinger haben wir eine Referentin gefunden, die einige bereits von anderen Seminaren kannten, sie kann die Theorie anschaulich vermitteln und anhand praktischer Übungen doch den einen oder anderen „Aha- Effekt“ hervorbringen.

Die Teilnehmer-innen hatten unter­schied­liche lange Erfahrungen in Selbst­hilfe­gruppen, von vielen Jahren der Abstinenz bis zum Neuling. Diese bunte Mischung ist eine Bereicherung für eine Gruppe.

Insgesamt geht Petzold von 5 Säulen aus.

Jede einzelne Säule steht zunächst einmal für sich selbst und kann nur vom Individuum bewertet werden. Es spielen viele Faktoren eine Rolle, z.B. wie gut kenne ich mich, wie bewerte ich mich selbst, u.v.m., also eine rein subjektive Angelegenheit.

Wichtig dabei ist, dass nur ich persönlich jeder einzelnen Säule eine Wertigkeit und Bedeutung gebe. Lebenslanges Lernen durch Erfahrung und Wissen erhält eine Dynamik der Einzelnen Säulen.

 

Die Fünf Säulen der Identiät nach Petzold (Auszug aus dem Internet)

 

Die Leiblichkeit

Die Leiblichkeitssäule umfasst neben anderem eine gute Gesundheit, ein Erleben

leiblicher Integrität, eine Zufriedenheit mit seinem Aussehen und eine erfüllte

Sexualität als zentrale Identitätsmerkmale.

Sich in seiner Haut Wohlfühlen, in seinem Körper zu Hause sein das sind die

Qualitäten, die die Leiblichkeitssäule der Identität kennzeichnen.

Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit, die Vitalität und Anmut des

Körpers werden durch Sport ,Spiel, Leben in der Natur mit einem

bewegungsaktiven Lebensstil(Orth, Petzold 1998) und mit einer

Leibbewussten Körperpflege einem sorgsamen Umgang mit sich selbst

erreicht und gefördert.

 

Die sozialen Beziehungen

Soziale Netzwerke der Familie, des Freundeskreises, der Kollegen, der

Vereinsmitglieder usw. sind gleichfalls ein zentrales Identitätsmoment.

Bei dieser Säule ergeben sich Perspektiven, insbesondere durch Kollegialität, durch

Freundschaft, Partner­schaft, Mutter-Vaterschaft, Kindererziehung, wo sich in den

Intimitätsräumen der Zwischenleiblichkeit spezifische Identitäsbereiche entwickeln,

die einerseits Chancen zur Selbstentwicklung bieten, andererseits auch

Einschränkungen mit sich bringen, was die Möglichkeiten der persönlichen

                                                                                                     Verwirklichung in weiteren Identitätsbereichen anbelangt. Z.B. dem dritten

                                                                                                     Identitätsbereich.

 

Arbeit und Leistung

In unseren Kulturen sind berufliche Tätigkeit, beruflicher Status und berufliche

Leistungen von hoher Bedeutung.

Immer größere Anforderungen werden an Flexibilität, Mobilität, Leistungsbereitschaft

und Leistungsanforderungen gestellt.

Gerade bei berufs­tätigen Frauen führt das Ausfüllen von Doppelrollen (Beruf,

Familie) zu Belastungen, die die körperliche Spannkraft und leibliches

Leistungsvermögen überfordern.

Zeiten der Muße und der Selbstbesinnung werden immer knapper, und der

nervtötende Alltagskram führt zu einer tief greifenden Erschöpfung, die

psychosomatische und somatoforme Störungen mit Krankheitswert zur Folge haben

kann.

Erkrankungen, Fehlzeiten, Fehl- und Minderleistungen sind die Folge.

 

Materielle Sicherheiten

Geld, Wohnung Kleidung sind wesentlich zu nennen, denn wenn materielle

Sicherheiten wegfallen, geht das massiv an die Identität.

Materielles aus eigener Arbeit zu gewinnen ist ein wesentlicher Bestandteil um

Un­abhängig­keit zu erreichen.

Sein eigenes Geld zu verdienen, oder verdient zu haben und somit .über Freiheiten

zu verfügen ist wichtig.

Zu große Abhängig­keit vom Geld (vom Geld des Ehemanns, Taschengeld von der

Sozialhilfe, usw.) wird andererseits auch als Beschneidung von Freiheit erlebt.

Viele Menschen tun alles um ihrer Berufs­tätigkeit nachzukommen, auch wenn es

über ihre Kräfte geht und es für die körperlich-seelische Gesundheit negative Folgen

hat oder haben kann.

Leiblichkeit ist unter diesen Umständen in einer gefährdeten Situation.

 

                                                                                Die Werte

                                                                                                     Die Menschen beziehen aus ihren Werten Sinn und Kraft und ihre Zugehörigkeit zu

Wertegemeinschaften(Kirchen- und Glaubens­gemein­schaften, politische

Organisationen, Arbeits­gemeinschaften usw.).

Werte werden verkörpert, führen zu einer Haltung , die sich im Verhalten zeigt.

Das griechische Wort Ethos heißt Verhalten und macht damit deutlich, dass Ethik die

Praxis ethischen Handelns und Tuns ist.

Ethik muss somit unabdingbar praktisch sein.

Das Aufziehen von Kindern, die Pflege von Kranken und Alten, das begleiten von

Sterbenden, das Bestellen von Gärten, das Führen des Haushalts sind .üer

Jahrhunderte bis in die Gegenwart zentrale Bereiche praktischen Tuns in den

Lebensbezügen vor allem der Frauen.

Das Pflegen von Beziehungen, das sorgsame Gestalten von familiären, von

zwischen­menschlichen Klimata, in denen sich Menschen Wohlfühlen und wachsen

können gehört, zu dem Ethos, dass der Mensch einem guten, freundlichen

Miteinander, der Konvivialität verpflichtet ist.

Sich dem Lebendigen verbunden fühlen lässt die gefährlichen Potentiale welche uns

Menschen auch zu eigen sind abpuffern und somit der Destruktion vorbeugen.

Sich liebevoll und kämpferisch für das Leben engagieren kann zum Maß der Dinge

werden.

Literatur:

Orth. I (1993) Integration als pers.nliche Lebensaufgabe

Orth. I (1996) Leib, Sprache, Ged.chtnis

Orth. I (2002) Identit.t und Leiblichkeit

Petzold. H(Hrsg.)(1988) Methoden des therapeutischen Umgangs mit Symbolen

Christoph Sittard Kath. Akademie Regensburg Juli 2005

 

Fazit: Eine Säule steht nie für sich alleine, ein komplexes Gefüge das durch Emotionen und der Ratio gelenkt wird, ergibt ein Gesamtbild. Es ist sozusagen immer im Fluss, nie statisch.

Jede einzelne Säule hat ihre Berechtigung und steht in Wechselwirkung das wiederum vielen Faktoren unterliegt. Deutlich wird dies in verschiedenen Lebenssituationen und Erlebnissen.

Selbst­verständ­lich kam am Seminartag das körperliche Wohl nicht zu kurz, Kaffee mit tollen Kuchenkreationen  rundeten den Nachmittag ab.

Eine Feedbackrunde durfte nicht fehlen. Ausnahmslos konnten die Teilnehmer-/innen einiges für sich persönlich aus diesem Tag ziehen.

 

Allerdings möchte ich zum Schluss hinzufügen, dass manche Teilnehmer Schwierig­keiten hatten die praktischen Übungen (Zeichnen, Interaktionsübung, usw.) mitzumachen und daher wenig oder keinen Zugang zum Thema gefunden hatten. Auch das ist Realität, mit der eigenen Identität setzt sich jeder anders auseinander, bewusst oder unbewusst.

Wie bereits gesagt, Lebenslanges Lernen geschieht täglich.

 Allen Helferinnen und Helfern die an dem Tag mitgeholfen und beigetragen haben sei ausdrücklich DANKE gesagt.

Zusammenfassung   PF 1

Irene aus der Gruppe 1 Pforzheim